Ein Tipp zum Hochbeet

Schauen Sie in Bauhäusern im Freigehege in die toten, dunklen Winkel der Regalwände. Dort liegen meist jene Produkte, die sich nicht auf den ersten, wohl aber auf den zweiten Blick als sinnvolle Alternative zu hochwertig verpackten Fertigsets für Hochbeete eignen: günstige Komposter etwa, aber natürlich auch ganz einfache Latten und Folien.

Foto: Matthias Cremer

Das Postkasterl ist jeden Tag zum Bersten voll. Werbeprospekte ohne Ende und natürlich auch die so geliebten Hinterlegungsbenachrichtigungen in Gelb dürfen nicht fehlen. Und weil das Thema Garten trotz dieser Kolumne immer populärer wird, wollen sich immer mehr Unternehmen ein Scherzerl vom gesamten Ausgabenaufkommen der Gärtnerinnen und Gartler abschneiden. So ist es gekommen, dass neben Versandhäusern längst auch Lebensmitteltandler begonnen haben, ein Gartensortiment zu erstellen und zu verkaufen.

Nicht mehr lange, und man kann bald um Mitternacht bei der Tankstelle ein Sackerl Urgesteinsmehl, 25 dag, Chinesische Frühsommer-Aster - ohne Gurkerl natürlich - und zwei Liter Brennnesseljauche kaufen. Aber nicht nur Düngendes und Blühendes, auch Stützendes und Umfassendes werden in grellbunten Katalogen täglich angeboten. So kommt es, dass einem diese Flugblätter ständig die Schaffung oder gar Anschaffung eines Hochbeets nahelegen. Und womit? Mit Recht.

Das voranschreitende Alter sieht man bei Gartlerinnen und Gärtnern besonders deutlich, und auch deren Ächzen und Stöhnen beim Bestellen der Scholle dringt von Jahr zu Jahr lauter durch die Thujenhecke. Ein Hochbeet schont da den Rücken durch entfallendes Bücken und ist obendrein hübsch anzusehen, bekannt von Sommerfrischen im ländlichen Raum. Aber wenn es nach den Katalogen geht, so sollte das Hochbeet ausgesucht hässlich sein. Es muss mindestens so hässlich sein wie der Garten selbst, der mit dieser Katalogware bestückt wird. Und da sind sich auch alle Anbieter einig - das erreicht man durch Plastikmodule, die ein wenig auf "Ziegel" machen und vorgeben, eine terrakottafarbene Ziegelmauer zu sein.

Frühbeethaubenabdeckung

Aus wenigen Modulen ist so ein Hochbeet rasch zusammengesteckt. Man kann es dann auch noch durch Zusatzmodule erweitern, erhöhen oder gar mit einer lichtdurchlässigen Frühbeethaubenabdeckung für die Anzucht zarter Keimlinge ergänzen. Es würde nicht verwundern, wenn es demnächst ein Hochbeet als Gimmick im neu aufgelegten Yps-Heft gibt: "Tarn-Hochbeet für die kleinen Garten-Agenten, erweiterbar".

Das Schlimme an der Sache ist aber nicht nur die optische Abscheulichkeit, sondern auch der Preis. Einerseits zahlt man mit deplorabler Ästhetik, andererseits mit Euro nicht unter einhundert. "Y?", fragen Freunde der internetzoiden Abkürzungen nach dem Warum, oder sie tippen "lol" unter gepostete Plastikhochbeetfotos auf Facebook, um sich darüber zu mokieren. Doch es geht auch anders.

Das durchaus realisierungswürdige Hochbeet muss zum einen nicht viel kosten, und zum anderen kann es auch ganz gut aussehen - oder zumindest in den Garten passen. Freunde der schlichten Einfalt lehnen dazu einfach vier Holzpaletten aneinander und kleiden diese mit schwarzen Müllsäcken aus - so oftmals in Montessori-Gärten zu bewundern. Andere kaufen sich einfach vier Bretter und nageln oder schrauben sich derart ein Gatter für das Erdreich zusammen.

Komposter und Hochbeet

Es gibt aber auch für zehn Euro fertige Sets aus unbehandeltem Holz zu ein Meter mal ein Meter mal siebzig Zentimeter. Diese lassen sich leicht zusammenstecken und mit einem dünnen, folienartigen Netz zum Bewahren des Inhalts auskleiden. Verzichtet man auf das Innenfutter, funktionieren sie auch perfekt als Komposter - als solche sind sie übrigens ausgepreist.

Gar nicht so unsympathisch ist zudem die Idee, Komposter und Hochbeet miteinander zu verknüpfen. Das geht ganz leicht, indem man die entsetzlich wuchernden Zucchini, Kürbisse oder auch Erdäpfel einfach in und auf den Kompost setzt. Sollen sie dort ihr wohlschmeckendes Unwesen treiben. Plastik kann, das sollte jetzt klar sein, durch vieles ersetzt werden. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 12.4.2013)