Annette Beaufaÿs, Chefkostümbildnerin an der Wiener Staatsoper, wohnt mit ihrem Mann und ihren Teddybären im neunten Bezirk in Wien. Woher die vielen Plüschtiere stammen, erzählte sie Wojciech Czaja.

"Mein Bruder hat immer die Teddybären gekriegt – und ich die Puppen. Ich fand das als Kind schon über alle Maßen unfair. Mit acht Jahren habe ich von meinem Vater einen Steiff-Teddy geschenkt bekommen. Das war mein kleiner Hero. Auf der Bühne hat sich das alles dann verselbstständigt. Bei jeder großen Premierenfeier gibt es einen Teddybären, und so sammelt sich im Laufe der Zeit einiges an Plüsch an. Die Wohnung quillt eh schon über. Obwohl: Die meisten Bären wohnen in irgendwelchen Kisten in einem Lager.

"Warum Bären? Keine Ahnung. Das ist eine Art virtuelle Liebesbeziehung." Annette Beaufaÿs inmitten ihrer plüschigen Premierengeschenke. (Foto: Lisi Specht)
Foto: Lisi Specht

Ich würde ja nie selbst einen Bären kaufen, aber als Geschenk nehme ich sie alle gerne. Meine liebsten Bären sind die handgemachten. Die Qualität sieht man auf den ersten Blick. Mein persönliches Highlight ist ein kleiner Modebär, der zwar schön angezogen, aber sonst etwas verformt ist. Den habe ich einmal von Christian Lacroix für unsere gemeinsame Arbeit für Cinderella an der Staatsoper bekommen. Ach ja, und dann hab ich noch so eigenartiges Buch mit prominenten Säugetieren wie etwa Estée Laubär und Giorgio Bärmani.

Warum Bären? Keine Ahnung. Das ist eine Art virtuelle Liebesbeziehung. Doch die größte Liebe gilt meinem Mann. Das ist der Oberchefbär, der Herr der Bären! Abgesehen von Bären – genug darüber geredet, oder? – habe ich viele Bilder. Der Großteil der Kunstwerke stammt aus meinem Freundeskreis. Gott sei Dank habe ich nur Freunde, die schöne Kunst machen! Die meisten Werke sind von Monika Gilsing aus Hamburg.

Außerdem gibt es sehr viele Masken und Figuren, die von meinen Reisen stammen. Ich bin viel unterwegs, in Japan, Marokko und in den USA, und wo auch immer ich bin, gehe ich in die Stadt, auf den Markt oder in die eine oder andere Galerie. Ich bin ein lukullischer Mensch. Eine Reise ohne Restaurant, ohne Kaffeehaus oder ohne Museum ist für mich undenkbar!

Das ist wohl auch der Grund, warum ich mich hier im Servitenviertel so wohlfühle. Das Schauspielhaus liegt ums Eck, das Votivkino ebenso, außerdem gibt es Lokale, Greißler, ein paar schicke Gewürzläden und Chocolatiers, es ist alles vor der Tür! Das ist eine unglaubliche Lebensqualität. Ich fahre kaum Auto. Meist fahre ich mit dem D-Wagen oder gehe zu Fuß. Und immer wieder hört man Französisch an der Supermarktkassa. Das Lycée Français liegt ja gleich ums Eck. Und das jüdische Flair von damals spürt man auch noch irgendwie. Ich mag das. Das Einzige, was fehlt, ist ein richtiges Wiener Kaffeehaus. Aber gut, man kann nicht alles haben.

Jedenfalls wohnen wir hier seit 2002. Das ist eine Mietwohnung mit 130 Quadratmetern. Die Möblierung ist ein buntes Sammelsurium aus diversen Lebensetappen. Und wie man sieht, habe ich ein Faible für Rot. Ich liebe Rot. Früher einmal habe ich sogar rote Haare gehabt, und in Form von Samtvorhängen und Theaterstühlen ist Rot eine omnipräsente Farbe in meinem Leben. Die zweitwichtigste Farbe ist Schwarz, vor allem für die Kleidung. Früher war ich ein bunter Vogel, aber wenn man Kostümbildnerin ist und den ganzen Tag zwischen anderen bunten Vögeln herumläuft, dann darf man bei den Kostümanproben nicht mehr als ein Schatten sein, dann muss man unweigerlich zu Schwarz wechseln.

Einen Wohnwunsch für die Zukunft habe ich nicht. Diese Wohnung ist perfekt. Wenn uns ab und zu die Decke auf den Kopf fällt, fahren wir in unser kleines Haus im Südburgenland. Das ist das absolute Gegenteil von dieser Wohnung. Alles ist weiß, puristisch, asketisch. Und rundherum überall Äpfel und Natur. Das ist unser Outlet. Sobald wir dort die Haustür aufmachen, sind wir mental im Urlaub." (DER STANDARD, 13./14.4.2013)