Erstmals wird dieser Schatz botanischer Kunst in einer Prachtausgabe präsentiert.

Foto: Prestel

Dass eine Raupe sich ausgerechnet an den Blättern der weißen Rose von York, Symbol des Hauses von York, satt gefressen hat, entbehrt vermutlich eines tieferen Hintergrunds. Das Blumenporträt entsprach wohl eher der Realität im Garten der Herzogin Maria Elisabeth im Schloss vor Husum.

Trotz mancher Flecken auf dem Grün von Märzveilchen und Borretsch sind die vom Hamburger Blumenmaler Simon Holtzbecker Mitte des 17. Jahrhunderts "nach dem Leben gelieferten Blühmen" idealisiert. Für Botaniker lassen die Zeichnungen sicher zu wünschen übrig, aber für Merkmale wie Staubgefäße interessierten sich erst Carl von Linné und nachfolgende Naturforschergenerationen. Auch das, was Gott wohl zu Recht unter der Erde wachsen ließ, hatte in Florilegien keinen Platz.

Eher Musterbücher als Klassifizierung

Für die Klassifizierung der Blumen waren die prachtvollen Bände auch nicht gedacht; sie waren Musterbücher für Künstler oder – wie das wegen seines Velourseinbandes "Grüne Florilegium" genannte Buch – Kataloge jener Pflanzensammlungen, die in den Ziergärten des 17. Jahrhunderts herangezogen wurden.

81 Tulpenarten lassen im Nachdruck des restaurierten Prachtwerks (Statens Museum Kopenhagen) dem endlich angekommenen Frühling frönen. Und Glockenblume, Pechnelke und Jakobsleiter (Foto) geben ein sonniges Versprechen auf Mai und Juni. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, Album, 13.4.2013)