Zum bereits zehnten Mal steigt vom 23. bis 28. April das Crossing Europe Festival in Linz: nach dem Bahnausbau nur noch 75 Minuten Fahrt von Wien entfernt und mit ÖBB-Eventticket preisvergünstigt - insofern auch für kurzfristige Ausflüge eine Option. Ein Querschnittüberblick in Bildern zu den Programmschwerpunkten:

Keine Frage: Meistbesuchter Festivalteil sind die Musikprogramme, die Filme, vor allem aber die Konzerte und DJ-Sets. Die Doku "The Chemical Brothers: Don't Think" von Adam Smith (UK 2012) läuft am Donnerstagabend im Ursulinenhof; neben dem Festivalcenter im OK, wo allabendlich die Live-Auftritte steigen - Detailprogramm zu diesen unter crossingeurope.at/programm/nightline.html

Foto: Crossing Europe

Im Rahmen des Rundblicks über europäisches Kinoschaffen findet sich natürlich prominent das Thema der abgelaufenen Jahre, Griechenland: mit zwei Spielfilmen im Wettbewerb, die vom schwierigen Alltag erzählen, und der Dokumentation "100 (Alexandras 173, Athina)" von  Gerasimos Rigas, die im Rahmen der Festival-Reihe "Arbeitswelten" Einblicke in eine Notrufzentrale in Athen bietet.

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"Randlagen" nennt sich ein Schwerpunkt in Kooperation mit Kooperation mit dem Architekturforum Oberösterreich: Dokumentationen über aus nachvollziehbaren Gründen kaum bekannte Orte, etwa in Nordost-Grönland oder Warschaus Vorstädten - oder aber, im Fall von "Casas para todos" / "Houses For All" Gereon Wetzel (D 2013), über jene Bauprojekte in Spanien, die im Zug der Immobilienblase errichtet, aber nie besiedelt wurden.

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Geografische Randlagen ergeben aber auch dankbare Spielfilm-Locations: "Shell"  führt etwa zu einer Tankstelle in den schottischen Highlands und einer dort lebenden Siebzehnjährigen. Das Spielfilmdebüt des Briten Scott Graham gewann im Vorjahr beim renommierten Turiner Filmfestival.

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"Gomorrah"-Regisseur Matteo Garrone bleibt auch bei "Reality" (Italien 2012, in Linz außer Konkurrenz in der Reihe Panorama Fiction, am 2. und 4. Mai dann in Wien im Filmmuseum) beim Schauplatz Neapel. Eher absurd-komisch denn tragisch, jedenfalls vielsagend für eine berlusconisierte Alltagskultur: Ein Fischverkäufer und Familienvater lässt sich breitschlagen, bei "Grande Fratello" mitzumachen (dem italienischen "Big Brother"-Pendant), mit nachhaltigen Folgen.

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In unbekanntes Italien führt ein Beitrag beim Doku-Panorama:  "Materia Oscura" / "Dark Matter" von Massimo D'Anolfi & Martina Parenti stellt ohne Off-Kommentare oder Interviews die Mondlandschaft "Poligono Sperimentale del Salto di Quirra" auf Sardinien vor, ein Waffen-Testgelände mit jeder Menge Altlasten.

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Betont Plot-orientiert ist die populäre Reihe "Nachtsichten" (Wiederholung im Rahmen von zwei "/slashing Europe"-Abenden am 2./3. Mai im Wiener Filmcasino)  mit ihrem Fokus aus bisweilen hinter- und abgründige europäische Genre-Arbeiten: So ist "Aurora" / "Vanishing Waves" von  Kristina Buožytė (Litauen / Frankreich 2012)  eine visuell ausgetüftelte Science-Fiction-Fantasie über Koma-Träume.

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Aus Polen stammt der diesjährige Tribute-Gast: Przemysław Wojcieszek beitet einen persönlichen, jugendkulturgeprägten Blick auf das Leben in seinem Land: Wie viele andere auswandern oder aber bleiben, fragt sich etwa in "Głośniej od bomb" / "Louder Than Bombs" (Polen 2001) ein junger Fan von The Smiths in seiner Kleinstadt. 

Eine Neuheit bei 10. Crossing-Europe-Ausgabe ist schließlich die Reihe "Fresh Danube Films", eine Kooperation mit Festivals aus Serbien und Kroatien. Detail und Termine aller Filme unter www.crossingeurope.at.      (red, DER STANDARD, 22.4.2013)

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