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Der Bau wurde vor genau 100 Jahren fertiggestellt, kostete 13,5 Millionen Dollar und wurde bar bezahlt: Das Woolworth Building am New Yorker Broadway galt bei seiner Eröffnung als achtes Weltwunder, weil man sich damals nicht vorstellen konnte, über die magische 700-Fuß-Marke (213 Meter) hinaus bauen zu können.

Architekt Cass Gilbert plante aber ein Gebäude, das später von vielen als der "erste echte Wolkenkratzer" bezeichnet wurde. Das Woolworth Building wurde 241 Meter (792 Fuß) und 57 Stockwerke hoch und sollte fast zwei Jahrzehnte lang das höchste Gebäude der Welt bleiben. Abgelöst wurde es erst 1930 vom Empire State Building.

Foto: Reuters/Bedford

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Benannt ist das Woolworth Building nach seinem Investor, dem Diskont-Pionier Frank Woolworth. Er hatte schon 1878 die F. W. Woolworth Company gegründet und machte mit "Fünf-und-Zehn-Cent-Läden" ("five-and-dime-stores") ein Vermögen. Die Firma gibt es übrigens immer noch, sie nennt sich heute Foot Locker und ist auf Sportartikel spezialisiert.

Foto: Reuters/Bedford

Doch zurück ins Jahr 1910: Architekt Gilbert schwebte eine Verbindung gotischer Elemente mit der modernen Idee des Hochhauses vor, weshalb man an der Fassade nun unter anderem Spitzbögen, Ecktürmchen, bemalte Terrakottatafeln, Wasserspeier und schwebende Stützpfeiler findet.

Technisch gesehen besteht das Woolworth Building aus einem 29 Stockwerke hohen Unterbau und einem 28 Stockwerke hohen Turm. Gilbert konnte ein so hohes Gebäude planen, weil dabei erstmals der verstärkte Fundamentbau mittels Betonpfeilern praktiziert wurde.

Foto: Wikipedia/The Pictorial News Co.

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Neu war außerdem, dass erstmals ein Generalauftragnehmer engagiert wurde, der das ganze Projekt im Auge hatte. Der Mann hieß Louis Horowitz; er kassierte für die pünktliche und tadellose Fertigstellung (Bauzeit: 29 Monate) eine Prämie von 300.000 Dollar. "In all meinen Alpträumen habe ich geträumt, dass wir bei diesem gewaltigen Auftrag versagen", sollte er später sagen.

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Die feierliche Eröffnung am 24. April 1913 nahm US-Präsident Woodrow Wilson höchstpersönlich vor - und zwar von seinem Amtssitz im Weißen Haus in Washington aus, wo er per Fernleitung 80.000 Glühbirnen aufdrehte. 800 Ehrengäste waren damals geladen. Einer von ihnen, ein Priester, erfand den Begriff von der "Kathedrale des Kommerzes". Dieser Spitzname blieb dem Gebäude bis heute erhalten.

Foto: Reuters/Bedford

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Die Bezeichnung "Kathedrale" war dabei wirklich nicht allzu weit hergeholt: In der dreistöckigen marmorierten Eingangshalle befinden sich neben diversen Reliefs und Malereien auch Skulpturen von Frank Woolworth, Cass Gilbert und Louis Horowitz. Der Zugang zur Lobby wurde allerdings ...

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... nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 stark eingeschränkt.

(Bild: Das Woolworth Building hinter den zerstörten Türmen des World Trade Center am 18. September 2001.)

Foto: APA/EPA/Rieger

Heute ist das Woolworth Building, obwohl schon hundert Jahre alt, der Höhe nach immer noch die Nummer 18 in New York City und USA-weit unter den Top 50. Eine Touristenattraktion war es schon kurz nach der Eröffnung: 1916 wurden auf der Aussichtsplattform mehr als 100.000 Touristen aus 60 Ländern gezählt. Ein Expressaufzug brachte sie in den 54. Stock, von dort ging es im Glaslift bis zur obersten Etage weiter. Das Ganze kostete damals 50 Cent, was heute etwa zwölf Dollar (9,20 Euro) entspricht.

Foto: Wikipedia (Creative Commons Licence)

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Geldgeber Woolworth hatte mit seiner Firma von Beginn an nicht mehr als eineinhalb Stockwerke belegt. 85 Jahre lang war das Unternehmen aber Eigentümer des Gebäudes, bis es 1998 schließlich für 155 Millionen Dollar an die Witkoff Group verkauft wurde.

Im August 2012 war bekannt geworden, dass ein Konsortium aus einem Finanzkonzern und einem Immobilienentwickler für 68 Millionen Dollar die obersten 30 Stockwerke erworben hatte und diese nun um weitere rund 80 Millionen Dollar zu Luxusapartments umbauen will. Beobachter erwarten Preise von mehr als 30.000 Dollar pro Quadratmeter, für das fünfstöckige Penthouse in der Turmspitze entsprechend mehr. (APA/red, derStandard.at, 23.4.2013)

Foto: Reuters/McDermid