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Horst Ebner

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Wohin haben sich die österreichischen Energieversorger – also der Verbund, die Landesenergieversorger und die städtischen E-Werke – in dieser Zeit entwickelt?

Die Unternehmen haben sich auf das Halten der Bestandskunden (Marktanteil 100% zum Start der Liberalisierung im ehemaligen Monopolgebiet) und das Halten der Margen konzentriert. Der Wettbewerb zwischen den Stromanbietern ist in den ersten Jahren nur bei den Industriekunden in die Gänge gekommen. Hier sind auch die größten Preissenkungen verzeichnet worden. Es kamen so gut wie keine neuen Anbieter auf den Markt. Die Wechselrate bei der großen Masse der Kleinkunden – es gibt immerhin mehr als fünf Millionen Stromkunden in Österreich – war äußerst gering. Erst durch die Privatkundeninitiative des Verbund im Jahr 2005 kam etwas Schwung in den Markt. Seit 2001 haben insgesamt mehr als 600.000 Stromkunden zumindest einmal ihren Versorger gewechselt, was einer Wechselrate rund 12 Prozent entspricht, also durchgerechnet 1,2 Prozent pro Jahr.

Warum ist der Wettbewerb so schwach?

Die Verflechtung der österreichischen Energieversorger untereinander war und ist in Europa einzigartig – nahezu alle maßgeblichen Energieunternehmen halten Anteile an anderen Energieunternehmen und umgekehrt -- so hält zum Beispiel der Verbund direkt oder indirekt Anteile an der Energie AG Oberösterreich, der Energie Burgenland, der KELAG, der Steweag-Steg und den Klagenfurter Stadtwerken. Andererseits halten die Wiener Stadtwerke, EVN, TIWAG und die Steweag-Steg Anteile am Verbund oder an einer Verbund-Tochtergesellschaft. Dass so eine Situation den Wettbewerb nicht fördert sondern behindert, liegt auf der Hand.

Trotzdem – die österreichischen Energieunternehmen sind entsprechend des 2. Verstaatlichten-gesetzes zumindest zu 51 Prozent im öffentlichen Eigentum. Demnach müssten die Unternehmen ihre Geschäfte eigentlich zum Wohle ihrer Eigentümer – also aller Stromkunden – erfüllen. Ich möchte nicht bestreiten, dass die Unternehmen durch die Liberalisierung etwas effizienter wurden und damit Kosten eingespart haben. Doch die spärlichen Effizienzgewinne wurden nicht in Form von niedrigeren Strompreisen an den Endkunden weitergegeben, sondern von der Politik in Form von Dividenden zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet – dies sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Den oft diskutierten politischen Einfluss auf die Energieunternehmen sieht man am deutlichsten, wenn man sich den Zusammenhang zwischen Preiserhöhungen und Landtagswahlen ansieht. So wurden die Preise in der Vergangenheit oftmals nicht vor, sondern erst nach einer geschlagenen Landtagswahl erhöht.

Wo bestehen noch Einsparungspotentiale und die magische Zahl 13?

In Österreich bezahlt ein Konsument rund 20 Cent für eine Kilowattstunde Strom. Wenn man sich die Bestandteile der Stromrechnung ansieht,  so bezahlt man rund 40 Prozent für die reine Energie, also für die Erzeugungskosten im Kraftwerk, 30 Prozent für das Netz, also den Transport des Stroms, und 30 Prozent für Steuern und Abgaben. Dass sich die Steuern und Abgaben im Zuge der Liberalisierung durch Erhöhung der Elektrizitätsabgabe erhöht haben, ist bekannt. Die echten Einsparungspotentiale liegen aber bei den Netzkosten. 30 Prozent des Strompreises wird für den Transport des erzeugten Stroms verrechnet. Wir haben in Österreich in Summe mehr als hundert Verteilnetzbetreiber, davon 13 größere Netzgesellschaften auf Landes- und Kommunalebene. Alle Netzbetreiber erfüllen die gleichen Funktionen nämlich den Ausbau, die Instandhaltung und den Betrieb des Verteilnetzes. Wir leisten uns in Österreich 13 Gesellschaften, die in einem natürlichen Monopol agieren. 13 verschiedene Netzleitstellen, 13 verschiedene Netzmanagementsysteme, 13 verschiedene Abrechnungssysteme 13 zentrale Verwaltungen, 13 Störungstrupps, 13 Werkstätten, 13 Zählerabteilungen usw.  Würde eine zentrale Netzgesellschaft mit diesen Aufgaben betraut werden, so wären die Einsparungspotentiale wohl enorm – bei nur 10 Prozent Einsparung wären das rund € 100 Mio. pro Jahr allein bei den Haushalten.

Ausblick

Für die Zukunft wünsche ich mir eine verantwortungsvolle Energiepolitik, die den Fokus darauf legt, wie unser Energiesystem in den nächsten Jahrzehnten aussehen muss. Die Investitionen in intelligente Netze könnten ohne Probleme mit den Einsparungen der zentralen Netzgesellschaft finanziert werden. Auf Basis der intelligenten Netze könnte bei der Energieeffizienz endlich der Durchbruch erzielt werden. Nur wenn man den Einsatz von Energie bewusst macht, d.h. der Kunde auf aktuelle Verbrauchsinformationen – z.B. online – sein Verbrauchsverhalten anpassen kann, ist der Weg frei für die Akzeptanz intelligenter Systeme, die unseren Energieverbrauch automatisch optimieren.

Bezüglich der Primärenergiefrage verlange ich von der Energiepolitik eine nachhaltige Vorgehensweise – nachhaltig im Sinne der Chancenwahrung der folgenden Generationen. Die alten Energieträger wie Uran, Kohle, Öl und Gas gehören der Vergangenheit an. Die solaren Energien wie Sonne, Wind und Wasser sind die Zukunft. Wir müssen uns lösen von unserer Abhängigkeit von fossilen Ressourcen aus weit entfernten Ländern. Das wird nur möglich sein, wenn wir massiv in den Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energiequellen investieren. Es wäre besser, den Umbau des Energiesystems in Richtung brennstofffreie Energieerzeugung in Österreich zu forcieren, als in anderen Ländern wie Frankreich, Türkei oder Rumänien mit österreichischem Geld Kohle- und Gaskraftwerke zu bauen und damit weiter auf Jahrzehnte die Umwelt zu belasten. (Kommentar Horst Ebner)