"Sie können sich keine Vorstellung davon machen, wie schwierig es ist, Journalisten zur Zusammenarbeit zu bewegen, die völlig unterschiedliche Arbeitsstile haben." James Ball vom britischen "Guardian" gab bei einer Diskussion Einblick in die Arbeit, die vor kurzem unter dem Begriff Offshore-Leaks bekannt geworden war.

Nach monatelanger Arbeit habe man 50 verschiedene Datentabellen gehabt, aber keine Verbindungen. Nicht nur wegen der Menge sei eine länderübergreifende Zusammenarbeit notwendig, sondern verschiedene Teams mit unterschiedlichen Blickwinkeln förderten mehr Ergebnisse zutage. " Man muss die Daten wieder und wieder ansehen und kann zu neuen Geschichten kommen", erwartet Ball weitere Enthüllungen über Praktiken in Steuerparadiesen.

Drei Journalisten beschäftigen sich laut Ball beim "Guardian" mit dem Aufspüren und Bewerten von Daten, bei der "New York Times" sind es 18 Leute. Dazu kommen noch sieben weitere Kollegen für soziale Medien und Communitymanagement, berichtete Aron Pilhofer, der das Team Interactive News bei der "New York Times" leitet. Als der Mitbegründer von DocumentCloud.org 2005 bei der Zeitung begann, "war ich erstaunt, dass 41 Leute bei einer Nichtregierungsorganisation mehr herausbringen können als die "New York Times" mit 1100 Redakteuren im Newsroom". Das habe sich geändert. "Datenjournalismus klingt unsexy, ist aber spannend. Die journalistische Bewertung ist entscheidend."

Datensammeln

Ein Beispiel für Datensammeln war die Kampagne für den 2012 wiedergewählten US-Präsidenten Barack Obama. Dessen Redenschreiber Kevin Bleyer schilderte, wie versucht wurde, via E-Mail, Twitter, Facebook oder Blottr potenzielle Wähler zu erreichen. "Die Online-Welt wurde so wichtig genommen wie nie zuvor."

Der italienische Journalist Beppe Severgnini und Pilhofer beschrieben, dass bis zu 500 Daten über jeden einzelnen Wähler gesammelt wurden, 29.000 Wähler vor allem im Schlüsselstaat Oregon seien genau analysiert worden. "Man hatte eine unglaubliche Datenbasis", so Pilhofer.

Bei einer anderen Diskussionsrunde schilderte Dan Sinker, Direktor der US-Stiftung Knight Mozilla Open News, dass er und seine Freundin jeweils unterschiedliche, sehr persönlich abgestimmte Briefe mit der Bitte um Unterstützung des Obama-Teams erhalten haben. "Die wissen alles über dich: ob du einen Hund hast und welches Zeitschriftenabo", meinte Severgnini. Pilhofer appellierte an Journalisten, sich mit Daten und sozialen Medien zu beschäftigen. "Politiker tun das auch. Journalisten müssen aufholen." (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 27./28.4.2013)