Foto: Lisi Specht
Foto: Lisi Specht
Foto: Lisi Specht

Das beste Stück: Mein Lieblingsmöbel ist dieser Couchtisch aus den 1950er-Jahren. Als ich mit meiner Frau vor einigen Jahren in Italien auf Hochzeitsreise war, haben wir in unserem Zimmer so einen Tisch gehabt. Wir haben uns in das Ding verliebt. Das Design stammt von Giò Ponti. Vor ein paar Monaten bin ich in Wien an einem Antiquariat vorbeigelaufen und habe genau so einen Tisch in der Auslage gesehen. Da war klar: Den muss ich kaufen!

Foto: Lisi Specht

Daniel Jelitzka, Geschäftsführer von JP Immobilien, wohnt in einer sehr atmosphärischen Dachgeschoßwohnung mit Blick auf die Stadt. Mittlerweile ist er Experte für die Chronologie städtischer Lichtchoreografie.

"Das Haus, in dem ich wohne, war eines der ersten Häuser, das ich mit meinen Partnern erworben habe. Ich wusste schon damals: Eines Tages will ich in genau diesem Haus wohnen. Die Lage ist großartig, man ist quasi im ersten Bezirk, ohne im ersten Bezirk zu sein, rundherum liegt ein Dutzend cooler Lokale, das Museumsquartier ist gleich ums Eck, zum Naschmarkt ist es auch nicht weit, und genau hier in diesem Straßenblock und in diesem Innenhof, finde ich, hat es eine Ruhe, die es im dicht bebauten Wien sonst nicht gibt.

Das Haus selbst wurde um die Jahrhundertwende gebaut und ist in einem sehr guten Zustand. Angeblich soll Johann Strauß junior hier sogar gelebt und komponiert haben. Für uns war klar, dass der Aufbau sehr behutsam sein muss. Alles ist grau und ruht wie eine Art Monolith auf dem Haus. Die Planung stammt von befreundeten Architekten. Die haben das Steildach im Innenhof mehr oder weniger entfernt und stattdessen ein Dachgeschoß in Leichtbauweise draufgesetzt. Das heißt: Holz und Stahl. Und wir liegen weit innerhalb der maximal bebaubaren Kubatur. Dadurch konnten wir bei der Baupolizei ein vereinfachtes Bauverfahren nach Paragraf 70a machen. Trotzdem: Nachbarn regen sich immer auf, wenn man baut. Das liegt in der Natur der Dinge. Doch so konnten wir zumindest zu einer Verbesserung gegenüber dem Bestand beitragen.

Vor viereinhalb Jahren hat der Bau begonnen, vor etwa drei Jahren sind wir dann eingezogen. Bis auf den Zugang auf die Dachterrasse ist alles ebenerdig. Meine Frau und ich wollten an die Zukunft denken. Eines Tages wird man alt, dann ist man vielleicht nicht mehr so mobil, wie man es in jungen Jahren ist. Und worauf ich besonders stolz bin: Dieses Haus wird mit Erdwärme geheizt. Wir verwenden die Wärme aus dem Wasserbrunnen. Die gesamte Haustechnik befindet sich im zweiten Kellergeschoß. Wir haben Fußbodenheizung und Kühldecken, aus diesem Grund konnten wir komplett auf Heizkörper verzichten. Nirgendwo Heizkörper! Eine wunderbare Sache.

Die Aufteilung der Wohnung ist ganz einfach: Im Bauteil an der Straße liegen die Zimmer unserer drei Söhne, hinten hofseitig befindet sich unser Bereich mit Schlafzimmer, Arbeitszimmer und so weiter, und dazwischen liegt der gemeinsame Wohnbereich mit Wohnzimmer, Küche, Essplatz und so einer kleinen Chill-out-Ecke. Die Trennung zwischen Eltern und Kindern ist, denke ich, eine ganz weise Entscheidung gewesen. Die Pubertät kommt bald, und es wird Zeitpunkte geben, da wird man sich aus dem Weg gehen wollen. Das ist hier durchaus möglich.

Den Stil der Wohnung würde ich als einen Mix zwischen modern und barock beschreiben. Einerseits ist die Einrichtung zeitlos klassisch, andererseits haben wir ein bisschen mit geschichtlichen Zitaten gespielt. Es gibt Samt, gebürstete Bronze, und Mooreiche, wie zum Beispiel beim Esstisch und bei den Türen. Alles in allem hat die Wohnung etwas leicht Puffiges. So eine Art Siebzigerjahre und Austin Powers. Ich finde das sehr gemütlich.

Das Beste an dieser Wohnung aber ist der Ausblick auf Wien. Am schönsten finde ich, dass man von hier aus beobachten kann, wie die Stadt am Abend langsam schlafen geht. Das erste Licht, das ausgeschaltet wird, ist die Rathausbeleuchtung. Jeden Tag um die gleiche Uhrzeit, und zwar um Punkt 22.50. Um Mitternacht wird die Beleuchtung der beiden Kuppeln des Kunst- und des Naturhistorischen Museums ausgeschaltet. Und um ein Uhr nachts kommt dann auch das Aus für die Karlskirche. Da kann man ganz gut sehen, wie die Budgetmittel bei Land, Bund und Kirche verteilt sind. Das einzige Landmark-Building, das rund um die Uhr sichtbar ist, ist der Stephansdom. Wenn man abends mit ein paar Freunden auf der Dachterrasse sitzt und diesen Anblick genießt, dann versteht man, dass ich von hier nie wieder weg will." (DER STANDARD, Open Haus, 30.4./1.5.2013)