Foto: Lisi Specht
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Das beste Stück: Von unseren Lounge Chairs von Charles und Ray Eames werden wir uns wohl in diesem Leben nicht mehr trennen. Die haben wir zu einem Zeitpunkt gekauft, als wir uns eigentlich nicht zwei dieser Stücke leisten konnten. Für nur einen Tag gab es bei Vitra eine Aktion, bei der zwei dieser Stühle zum Preis von einem angeboten wurden. Wir haben sofort zugeschlagen. Eigentlich hatten wir auch vorgehabt, einen von beiden gleich wieder abzugeben. Aber das wird sicher nicht mehr geschehen.

Foto: Lisi Specht

Die Vorzüge vom Leben in der Natur und in der Stadt verbinden: Diesen Wunsch hat sich das Architektenehepaar Gerda Maria und Andreas Gerner mit einer selbstgestalteten Wohnung im 6. Bezirk erfüllt.

"Was wir lange gesucht haben, fanden wir hier endlich. Gute zehn Jahre haben wir uns nach einer Wohnform in der Nähe unseres Büros im 6. Bezirk umgesehen. Vorher wohnten wir mit unseren beiden Söhnen etwa zwanzig Jahre im 22. Bezirk in der Wohnsiedlung Pilotengasse. Für unsere Söhne war es schön, in der Nähe zur Natur aufzuwachsen. Dieser Wohnort war aber immer mit langen Wegen zu unserem Büro verbunden. In Mariahilf wohnen wir nun zu dritt mit einem unserer Söhne und unserem Hund Ron seit zweieinhalb Jahren auf insgesamt 250 Quadratmetern und gelangen in kürzester Zeit zu unserem Arbeitsplatz. Das ist Lebensqualität, wie wir sie verstehen. Wir können zwischendurch jederzeit kurz nach Hause gehen, anstatt wie früher morgens und abends jeweils eine Stunde im Auto oder in der U-Bahn zu sitzen.

Wir wollten hier in der Gegend aber nicht einfach nur eine schöne Wohnung mit Terrasse haben. Es war uns immer klar, dass wir etwas finden möchten, das wir selber planen und umbauen können und wo wir als Architekten keine Kompromisse eingehen müssen. In diesem Haus haben wir zwei Wohnungen und einen Teil des Rohdachbodens erworben. Die Wohnungen haben wir zum Teil zusammengelegt und intern mit dem Dachgeschoß verbunden. Wir haben schöne, fertige Wohnungen gekauft und eine Riesenbaustelle daraus gemacht. Nur so konnten wir unsere Vorstellung vom perfekten Stadtwohnen umsetzen. In der Stadt wollten wir auf die Vorzüge, die unser Leben weiter draußen hatte, nicht verzichten. Unsere Dachterrasse ist fast genauso groß wie der frühere Garten. Wir wollen liebgewonnene Qualitäten wie Freiflächen und Pflanzen nicht missen. Wir haben sogar ein eigenes Tomatenhaus. Auf der Terrasse können wir jetzt in Ruhe in der Sonne liegen oder Gartenarbeit machen, obwohl wir mitten im 6. Bezirk wohnen. Durch die Höhe und Orientierung in den Garten des Hauses, der optisch wie ein Park wirkt, ist es sehr ruhig.

Wir planen als Architekten so, wie wir auch selbst wohnen möchten. Deshalb haben wir unsere Wohnung klar, offen und hell gestaltet. Wohnkomfort beruht für uns vor allem auf Licht und Größe. Es sollte so offen und lichtdurchflutet wie möglich werden: Ganz ohne Türen wäre es hier genauso gut. Gerade die lange Fensterfront aus wunderbaren alten Kastenfenstern passte ideal zu unserer Vorstellung. Große, weiße Wände waren uns auch sehr wichtig. Diese sind mittlerweile großteils behängt. Schön ist für uns auch die Kombination von alter Substanz mit den beiden Neubaugeschoßen, wo auch einer unserer Söhne seinen eigenen Wohnbereich hat. Besonders freut uns, dass uns die schöne Aussicht immer erhalten bleiben wird, weil die Straßenflucht, auf die wir schauen, nicht verbaubar ist.

Die Inneneinrichtung wurde bei der Planung von Anfang an mit einbezogen. Wir haben zahlreiche Stauräume integriert, die aber von außen so gestaltet sind, dass man sie gar nicht als solche wahrnimmt. Das ist grundsätzlich auch unser architektonischer Stil: elegant, aber zurückhaltend. Der Wohnprozess ist natürlich nie abgeschlossen. Unseren Esstisch, einen großen Eichentisch mit Stahlfüßen, haben wir zum Beispiel schon sehr lange, und wir wüssten bestimmt fünf optisch ästhetischere Varianten, aber wir haben uns bislang noch für keinen anderen entschieden. So steht er hier auch schon wieder eine Weile - vielleicht ein Zeichen, dass wir doch an ihm hängen, weil mit diesem Tisch einige Erinnerungen verknüpft sind. Es muss ja auch nicht alles bis hin zum Besteck zu 100 Prozent durchgestylt sein." (DER STANDARD, Open Haus, 30.4./1.5.2013)