Uli Hoeneß in diesen Tagen zu loben, ist gewagt. Und dann auch noch für seinen Umgang mit Geld – verwegen! Doch alles, was Hoeneß privat falsch machte, hat er als Bayern-Chef richtig gemacht: Langfristig gehaushaltet, visionär gedacht und nur das ausgegeben, was er auch besaß. Während er seinen FC Bayern über Jahrzehnte geduldig zum Erfolg wirtschaftete, schaukelten sich die europäischen Konkurrenten in einem kranken Rekord-Schulden-Spiel nach oben. Und so ist der Sieg der Bayern über den allmächtig scheinenden FC Barcelona und das vor uns liegende Duell mit Borussia Dortmund im Finale der Champions League auch ein Sieg der Ausdauer und Gerechtigkeit. Die Hoeneß-Politik hat gewonnen.

2010 und 2012 hatten die Nörgler noch mal Glück. Die Bayern unterlagen jeweils im Finale der Königsklasse – erst gegen Inter Mailand, dann gegen Chelsea London – und der deutsche Fußball blieb erfolglos. Für die Nörgler ist dieser Sommer gelaufen. Egal was am 25. Mai im Wembley-Stadion passiert, am Ende wird die Bundesliga feiern. Dortmund oder Bayern – Hauptsache Deutschland (Gruß an Andy Möller).

Finacial Fairplay beginnt zu greifen

Die diesjährigen Leistungen der zwei Mannschaften will man am liebsten einfrieren oder konservieren. Als wären sie magnetisch von diesem Finale in Wembley angezogen worden, marschierten Bayern und Dortmund durch den Wettbewerb. Madrid? Manchester? Amsterdam? Barcelona? London? Turin? Barcelona? Ganz nette Städte.

Der Erfolg tut so gut. Gefühlt ewig mussten wir die großen Klub-Spiele als passive Zuschauer ertragen. Lediglich dreimal in 30 Jahren standen deutsche Vereine oben (1983 Hamburg, 1997 Dortmund und 2001 Bayern). Dazwischen war man schon froh, wenn Werder Bremen mal in der Vorrunde brillierte. Erst waren es die Italiener, dann die Engländer, zuletzt die Spanier, die den europäischen Fußball dominierten. Doch welche Substanz dieser Erfolg hatte, interessierte die Vereine kaum. Nun ist die Sandburg in sich zusammen gefallen. Die Wettbewerbsverzerrung wird gelöst.

Bei Barcelona sind es 335 Millionen Euro, bei Chelsea 743 Millionen Euro, bei Real 564 Millionen Euro, bei Manchester United 446 Millionen Euro – wohlgemerkt Schulden, keine Gewinne. Diese abstrakten Summen spiegeln die Vereinspolitik der Vergangenheit wieder. Nach jahrzehntelanger erfolgreicher Ignoranz dieses Schauspiels entschied sich die UEFA vor ein paar Jahren, einige Regeln einzuführen. Financial Fairplay haben sie das genannt. Langsam entfaltet sich die Wirkung. Öl-Scheichs werden nicht weiter gedankenlos Geld verballern können. Ausgaben? Yeah! Einnahmen? Och nö... Damit ist Schluss. Für die europäischen Größen sind die neuen Gesetze einschnürend. Für die deutschen Vereine befreiend.

Es ist er der Anfang

Auch Borussia Dortmund war auf dem besten Weg in die finanzielle Hölle. Eigentlich waren sie dort schon gelandet, 2005. Doch Vereinspräsident Rauball und Geschäftsführer Watzke schafften den Umschwung. Sie hielten sich an Hoeneß' Credo: Nur das ausgeben, was man auch besitzt. Seitdem wird in Dortmund solide gewirtschaftet, die Schulden sind fast beglichen. Der einzige börsennotierte Verein Deutschlands ist gesünder denn je. Vorbild Bayern. Dort kommen die Götze-, Martinez- und Gomez-Millionen nicht von Oligarchen oder Mäzenen, sie kommen aus dem Inneren des Klubs. Bayern verdiente durch den Erfolg Geld. Und nicht umgekehrt.

Der 25. Mai wird ein Feiertag. Lang war die Bundesliga gegen Vereine der Premier League, Serie A und Primera Division machtlos. Uli Hoeneß konnte das Ungleichgewicht bemängeln so oft er wollte, unser Frust bei internationalen Niederlagen drückte das Rationale bei Seite. Diese Saison zeigt: Schon jetzt sind Bayern und Dortmund den internationalen Topteams ebenbürtig (oder überlegen). Dabei hat der Umbruch im Fußball gar nicht richtig begonnen. Bislang hat es nur Klubs wie den maladen FC Malaga getroffen, der von der Uefa gesperrt wurde. In den kommenden Jahren werden immer mehr Vereine ihr Leben auf Pump beenden müssen. Und die gesunde Bundesliga endlich nicht mehr bestraft. (Gastkommentar, The European, derStandard.at, 2.5.2013)