Tunis - Ein tunesisches Gericht hat einen Universitätsdekan am Donnerstag vom Vorwurf freigesprochen, zwei verschleierte Studentinnen geschlagen zu haben. Habib Kazdaghli, dem fünf Jahre Gefängnis drohten, sagte, er sei erleichtert und stolz auf die Justiz. Diese habe seine Unschuld anerkannt, obwohl Druck auf sie ausgeübt worden sei. Die beiden jungen Frauen, die das Büro des Dekans der Philosophischen Fakultät an der Manouba-Universität außerhalb der Hauptstadt Tunis verwüsteten, wurden in demselben Verfahren zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Die beiden Studentinnen hatten das Büro des Dekans im März 2012 auf den Kopf gestellt. Eine der beiden Frauen war aus der Fakultät ausgeschlossen worden, weil sie vollverschleiert am Unterricht teilnahm. Sie warf dem Dekan vor, sie geohrfeigt zu haben. Die Philosophische Fakultät der Universität Manouba war im vergangenen Jahr Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen zwischen BefürworterInnen, insbesondere SalafistInnen, und GegnerInnen der Verschleierung. Laut Universitätsstatut ist das Tragen des Nikab verboten.

Kritik und Fest

Die regierenden Islamisten der Partei Ennahda wollen das Tragen des Schleiers an Universitäten im Namen der "freien Kleiderordnung" legalisieren. Eine entsprechendes Gesetz wurde bisher jedoch nicht verabschiedet. Die laizistische Opposition, Intellektuelle und MenschenrechtlerInnen befürchten eine schleichende Islamisierung der Gesellschaft sowie Angriffe auf die Frauenrechte in Tunesien.

Dutzende UnterstützerInnen des Dekans feierten dessen Freispruch am Nachmittag in der Universität und diskutierten über weitere Schritte. "Wir haben eine Schlacht gewonnen, aber der Krieg geht weiter", sagte eine Lehrbeauftragte während des Treffens, zu dessen Beginn die Teilnehmer die Nationalhymne sangen. (APA, 3.5.2013)