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Nachhaltiger Urlaub liegt in Österreich quasi fast vor jeder Haustür.

Selbstverständlich reisen wir ökologisch. Wir zahlen Kompensationsgelder für unsere Flugkilometer, residieren in Green-Hotels, wandern entlang von Öko-Trails durch den Regenwald, besuchen voller Respekt und auf Augenhöhe vermeintliche Naturvölker und reißen beim Schnorcheln keine Korallen ab. Wir probieren auch gerne das lokale Essen aus und gehen nur im äußersten Notfall zur Burgerkette, die es fast bis in den allerletzten Winkel dieser Erde geschafft hat.

Wenn wir auf Kreuzfahrt gehen, schmeißen wir keine Plastikflaschen über Bord und werfen auch keine Tschickstummel ins Meer. Bei allen Bemühungen und bei allem Lob, das dem Versuch, Tourismus nachhaltig zu gestalten und den Fußabdruck möglichst klein zu halten gebührt, bleibt das Grundproblem: Wo Menschen verreisen, werden Ressourcen verbraucht. Dabei soll der Mensch reisen - das öffnet den Horizont und macht Tolerant. Die Ambitionen, das Reisen weitestgehend nachhaltig und schonend zu gestalten, sind begrüßens- und lobenswert.

Ob es jedoch wirklich der Horizonterweiterung dient, mehrmals im Jahr nachhaltig durch die Welt zu fliegen, ökologisch durch Tropenwälder zu spazieren und respektvoll mit dem Mietwagen der schlechten Infrastruktur im Reiseland zu entgehen, ist fraglich. Wirklich nachhaltiger Urlaub bedeutet in Wahrheit, sich zu Fuß auf den Weg in den nächstgelegenen Wald zu machen, im örtlichen Badeteich zu schwimmen und der einheimischen Bevölkerung im Hof-Laden das Saisongemüse abzukaufen. Alles andere ist wohl nur der Versuch, ein ständig weiter wachsendes Übel gering zu halten. (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 8.5.2013)