Wie hat Ihnen "BioShock Infinite" gefallen?

Foto: Irrational Games

Die nächste Generation der Videospiele wird nicht nur einen technischen Fortschritt mit sich bringen, sondern könnte auch eine Gameplay-Revolution einleiten. Davon geht zumindest Adrian Chmielarz, ein ehemaliger Entwickler von People Can Fly ("Bulletstorm", "Gears of War: Judgment"), aus, der inspiriert von der Indie-Games-Revolution mit künstlerischen werken wie "Dear Esther" neue, unabhängige Pfade beschreitet. Mit dem Ende der aktuellen Konsolengeneration habe sich eine Art Blockbuster-Müdigkeit eingeschlichen. Spieler akzeptieren nicht mehr ohne weiteres, wenn Games heute mehr oder weniger das gleiche Erlebnis bieten, wie vor sieben oder acht Jahren.

Etwas ist geschehen

"Am Ende dieser Generation begannen Leute die Frage zu stellen, weshalb Nathan Drake ("Uncharted") ein Massenmörder ist", so Chmielarz gegenüber Eurogamer. "Das haben sie beim ersten 'Uncharted' nicht gefragt." Eine Kontroverse, die auch bei der Neuauflage von "Tomb Raider" für Diskussionen sorgte. War es vor einigen Jahren noch vollkommen legitim, dass eine Schatzjägerin die Revolverheldin mimt, kamen 2013 Fragen auf, wie sich diese soziopathische Schießwütigkeit inhaltlich rechtfertigen lässt. Lara Croft wird noch dazu von ihren Schöpfern selbst als zerbrechliches Wesen charakterisiert.      

"Etwas ist geschehen und es waren wahrscheinlich Indie-Games und der Kampf der Indie-Entwickler, eine andere Seite des Gamings zu zeigen", meint Chmielarz. "Einige Leute haben Wind davon bekommen, haben zu denken begonnen und sind dann zu den alten Ansätzen zurückgekehrt, um festzustellen, dass hier etwas falsch läuft." 

Das Ende einer Ära

Für Chmielarz war es jedoch "BioShock Infinite", das mehr als alle anderen Spiele zeigte, dass es Zeit ist, alte Pfade zu verlassen. "'BioShock Infinite' ist der Beweis dafür, dass die alten Fundamente brennen und wir weiterziehen müssen", sagt der Entwickler. Kein anderes Spiel der jüngeren Geschichte mache in gleichen Zügen deutlicher, wozu moderne Games in der Lage sind und, dass althergebrachte Spielmechaniken mit modernen Erzähltechniken nicht mehr Schritt halten können. Auch der GameStandard-Test stellte die zugrunde liegende Shooter-Mechanik von "BioShock Infinite" in Frage. "Es drängt sich auch die Frage auf, ob ein Shooter das richtige Trägermaterial für so eine vielschichtige Erzählung ist. Wäre die Erfahrung als Action-Adventure mit Rätseln und einer Betonung auf Entdeckung noch intensiver?", hieß es in der Rezension.        

"Man kann sich nicht auf emotionale Erzählungen und neue Erzähltechniken konzentrieren und dabei immer noch alte Vehikel und Lösungen nutzen", so Chmielarz. "Es muss sich etwas ändern." (zw, derStandard.at, 5.5.2013)