Wien - Elly Braun Schlesinger war nach Ansicht der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge) "eine der zahlreichen Frauen, die in der Zeit des Nationalsozialismus Großes geleistet haben". Für ihren Mut und ihre Fürsprache für NS-Flüchtlinge wird sie deshalb am Montag mit der Ehrenmitgliedschaft der öge ausgezeichnet. Dieser Akt soll symbolisch auch für alle anderen anonymen HelferInnen stehen, "die Ähnliches geleistet haben und bisher unbekannt geblieben sind".

Elly Braun wurde am 13. Juni 1924 als Elly Schlesinger in Wien geboren. Aufgewachsen in einem orthodox-jüdischen Milieu, flüchtete sie 1938 über Bratislava und Antwerpen nach Frankreich. Als junge Exilantin engagierte sie sich für das Schicksal der NS-Flüchtlinge in Frankreich und wurde zu deren Fürsprecherin. Sie rettete unter anderem das Leben von Simha Arom, heute ein französischer Musikethnologe. Er wird bei der Verleihung die Laudatio halten.

Bisherige Ehrenmitglieder

Gemeinsam mit ihrem Vater sprach sie beim Erzbischof von Toulouse, Jules-Gerard Saliège vor: Das trug zur Veröffentlichung des berühmten Hirtenbriefs vom 23. August 1942 bei, der Pfarrer und Gläubige dazu ermutigte, NS-Flüchtlingen zu helfen und die Deportationen von Jüdinnen und Juden verurteilte. Elly Schlesinger blieb jedoch auch nach der Veröffentlichung anonym, ihre Flucht führte sie weiter in die Schweiz. Dort lernte sie den Sohn eines Wiener Kantors kennen, mit dem sie 1945 nach Israel zog, wo sie bis heute lebt.

Bisherige Ehrenmitglieder der öge sind unter anderem der Erfinder der Anti-Babypille, Carl Djerassi, die Schriftstellerin Ruth Klüger, der Chemiker, Kunstsammler und Stifter Alfred Bader sowie der Chemiker und Wissenschaftshistoriker Robert Rosner. Die Gesellschaft für Exilforschung ist als Verein organisiert und wurde 2002 gegründet. Die Organisation versteht sich als Interessengemeinschaft von Forschenden zu den Themen Exil, Emigration, Verfolgte des Faschismus und Nationalsozialismus aus Österreich und seinem Umfeld. (APA, 6.5.2013)