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Ein Haus steht Kopf: Sanierungsbedürftig ist diese "verrückte" Gebäude im deutschen Bispingen aber nicht.

Foto: AP/Guelland

Wien - Ein schlechtes Zeugnis stellt eine Branchenstudie von Kreutzer Fischer & Partner dem Sanierungsscheck der Regierung aus, der jährlich 100 Mio. Euro an Förderungen für energetische Verbesserungen bei Gebäuden vorsieht. Die staatliche Förderung, die das Sanierungsgeschäft der Baubranche ankurbeln und den Klimaschutz verbessern soll, sei "nahezu wirkungslos". Mehr als 90 Prozent aller Fördernehmer hätten ihr Sanierungsvorhaben auch ohne Zuschuss durchgeführt, belegten repräsentative Befragungen seit Einführung des Sanierungsschecks.

Praktisch die gesamte Förderung versickere also in Mitnahmeeffekten, so das Consultingunternehmen. Das Problem sei die "mangelnde Zielorientierung" - die Gelder würden nicht nach Bedürftigkeit, sondern nach dem Gießkannenprinzip vergeben. Das bringe nur eine geringe Hebelwirkung - der Sanierungsscheck habe bisher "praktisch keine zusätzliche Nachfrage generiert".

Bei Wärmedämmverbundsystemen für die Fassadensanierung sei der Absatz auf dem österreichischen Gesamtmarkt 2012 gegenüber dem Jahr davor um 1 Prozent zurückgegangen, bei Fenstern um 3,1 Prozent. Einen stärkeren Einbruch habe nur der rege Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern verhindert. "Falls die staatlichen Förderungen zum Ziel hatten, die Anzahl der energetischen Gebäudesanierungen zu erhöhen, muss die Zielerreichung als verfehlt bezeichnet werden", so Andreas Kreutzer.

15 Prozent der Investitionssumme

Derzeit mache die staatliche Förderung im Schnitt 15 Prozent der Investitionssumme aus. Daraus lässt sich laut Kreutzer Fischer & Partner Consulting noch lange "keine zusätzliche Wertschöpfung von rund 600 Mio. Euro im Jahr" ableiten. Die 100 Mio. Euro für 15 Prozent des Investments könnten nicht einfach auf 600 Millionen für 100 Prozent hochgerechnet werden - das sei eine "Milchmädchenrechnung", da das Geld großteils auch ohne Förderung investiert worden wäre.

Es gebe aber durchaus Bedarf an staatlichen Fördermitteln: Mindestens 200.000 Haushalte in Einfamilienhäusern verfügten laut Nationalbank über ein monatliches Haushaltseinkommen von weniger als 1.500 Euro und könnten sich keine Gebäudesanierung leisten. Selbst wenn die Förderung ein Drittel der gesamten Sanierungsinvestition, also mehr als doppelt so viel wie jetzt, ausmachte, müssten die Haushalte für eine halbwegs sinnvolle Sanierung noch rund 30.000 Euro selbst finanzieren.

Kreutzer Fischer & Partner schlägt vor, vermögensschwache Haushalte zunächst mit einer Komplettfinanzierung zu unterstützen, die dann in kleinen Raten in bis zu 25 Jahren zurückbezahlt wird. Eine Förderung, die ausschließlich bei den Bedürftigen ansetze, hätte "zweifelsohne eine gewaltige Hebelwirkung". (APA, 13.5.2013)