Gerald Klug hat es in wenigen Wochen weiter gebracht als Norbert Darabos, sein Vorgänger als Sportminister, in Jahren. Nämlich an einen Tisch und vor allem in ein Boot mit ÖOC-Präsident Karl Stoss und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Während zwischen Darabos und Stoss die Fetzen flogen und einer dem anderen das olympische Desaster - null Medaillen in London 2012 - anlastete, kann Klug mit allen und mit jedem. Auch deshalb hat sich Schröcksnadel nun dazu überreden lassen, den Sommer zu retten. Der oberste Skifahrer verantwortet das große, schon von Darabos ausgelobte Förderprojekt für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro, verantwortet die Vergabe von insgesamt 20 Millionen Euro.

Das sieht nicht nur auf den ersten Blick nach einem Akt der Verzweiflung aus. Wahrscheinlich ist es einer. Die Verzweiflung freilich lässt sich nachvollziehen. Schließlich haben jene Funktionäre und Verbände, die nun hinter vorgehaltener Hand über Schröcksnadels Machtergreifung meckern, selbst über viele Jahre nichts weitergebracht. Tiefer kann Österreichs Sommersport nicht sinken, es kann fast nur besser werden. Das ist Schröcksnadels Trumpf. Ein wirklich guter Plan sieht freilich anders aus. Ein wirklich guter Plan läuft über zumindest zwei Olympiaden, bedingt also einen Neubeginn, einen echten Aufbau. Ein auf drei Jahre angelegter Plan bedeutet Weiterwurschteln wie bisher. Das ist Schröcksnadels Problem. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 17.5.2013)