Emmelie de Forest gewann den Eurovision Song Contest 2013 und holt den Bewerb nach Dänemark.

Foto: Sander Hesterman (EBU)

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Die Öresundbrücke verbindet seit 2000 Kopenhagen und Malmö, die zusammen wachsen. Fast eine Stadt in zwei Ländern.

Foto: Reuters/RADU SIGHETI

Das war er, der Eurovision Song Contest 2013. Vorab möchte ich mich bei allen Lesern und Leserinnen bedanken, die sowohl im Vorjahr aus Baku als auch dieses Jahr aus Malmö so eifrig, so begeistert und manchmal auch zutiefst ablehnend dabei waren. Genau das gehört ja zu einem guten ESC.

Österreichs Teilnahme: Dabei sein ist alles

2008 wurde in Belgrad noch intern eine Wahl zur beliebtesten Delegation abgehalten. Schade, dass es die nicht mehr gibt, denn die österreichische ORF-Delegation gilt zu den sympathischsten und beliebtesten. Das hört man hier in Malmö von allen Seiten! Immer hilfsbereit und immer bereit für Kooperationen. Das muss auch mal gesagt sein.

Selbstverständlich ist das Ausscheiden von Natália Kelly bedauerlich. Aber das ist absolut kein Grund den Kopf hängen zu lassen! Man kann sich wirklich die Niederlande als Vorbild nehmen. 2004 hatten sie sich das letzte Mal für ein Finale qualifiziert. Auch in den Niederlanden stellten Journalisten die Teilnahme in Frage. Aber die Niederländer fuhren jedes Mal wieder gerne hin, verlautbarten schon vorab, dass sie auch das nächste Jahr gerne wieder dabei seien und eroberten damit die Herzen der Eurovisionsfamilie. Und siehe da: Neun Jahre später schaffte die großartige Anouk das Finale und dort einen Top 10-Platz. Wer immer wieder als schlechter Verlierer zurückzieht, muss sich seinen Ruf erst langsam wieder zurückerobern.

Natürlich kann man auch noch an der Kreativität der österreichischen Beiträge arbeiten, insbesondere an der Performance. Wie man aus einem mittelmäßigen Song eine grandiose Show macht, konnte man heuer von Aserbaidschan lernen. Was sie machten, war gar nicht einmal teuer, sondern vor allem kreativ. Und es gibt großartige kreative Menschen in Österreich!

Es ist nicht unbekannt, dass der ORF sparen muss (Stichwort Gebührenrefundierung). Sollte dies das Problem sein, plädiere ich trotzdem vehement für eine österreichische Teilnahme 2014. Dann muss man den Song möglicherweise intern auswählen (eine Vorausscheidungsshow dürfte ja das teuerste am Projekt Eurovision sein), aber der ESC genießt nun mal von Reykjavík bis Tel Aviv, von Sevilla bis Moskau einen enorm hohen Stellenwert (den er leider hierzulande - noch? - nicht hat).

Da die gesamteuropäische Situation derzeit eher traurig aussieht, zersetzende und sich abspaltende Tendenzen in Europa allerorts sichtbar werden, ist genau jetzt eine Teilnahme Österreichs, das nun mal im Herzen des Kontinents und an der Schnittstelle zwischen Slawisch, Ungarisch, Romanisch und Deutsch liegt, wichtig! Außer Sport und EU-Politik gibt es kaum etwas gesamteuropäisches. Und der ESC ist eine gesamteuropäische Party, auf der Spanier Österreich-Fahnen oder Briten Island-Fahnen schwenken. Eine Party, auf der schwule Bären aus Irland mit Großfamilien aus Albanien tanzen. Das gibt es sonst nirgends! Wenn es den Song Contest nicht gäbe, man müsste ihn erfinden. Die Idee hatte aber jemand genau deshalb schon 1956.

Das selbstironische Gastgeberland

Noch nie hat sich ein Gastgeberland so selbstironisch in Szene gesetzt! In Düsseldorf 2011 und Baku 2012 ging es vor allem um Prestige. Deutschland und Aserbaidschan wollten auftrumpfen und sich darstellen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dass die Schweden einen völlig anderen Weg gingen war wohltuend. Wie die Kunstfigur, EBU Host Lynda Woodruff (hinter der die Sängerin Sarah Dawn Finer steckt) Schweden fast schon verarschte, war einfach wunderbar.

Auch die Verkleinerung des Events war gut und wird wohl viele Delegationen, die nach 2011 und 2012 schon nicht mehr gewinnen wollten, wieder motivieren. Wer erstmals in die Malmö Arena kam, war ziemlich entsetzt: Wow, ist das klein hier! Das war der erste Gedanke vieler Journalisten mit mehrjähriger Eurovisionserfahrung. Aber die Show wirkte im TV großartig wie je, kostete aber nur rund ein Viertel von Baku.

Das doch eher kleine Malmö war zudem für alle, die sich für Stadtplanung interessieren, eine äußerst interessante Stadt. Die Eröffnung der Öresundbrücke 2000 schaffte es, dass Malmö und Kopenhagen fast zu einer Stadt zusammen wuchsen. Züge der Skånetrafiken fahren alle 20 Minuten, nachts jede Stunde. Fast wie eine U-Bahn. Zwei Städte, durch eine Meerenge getrennt, in zwei verschiedenen Staaten und mit zwei verschiedenen Sprachen wachsen zusammen! Sehr spannend.

Dänemarks Sieg

Dänemark schaffte den Favoritensieg und konnte zum dritten Mal in der Song Contest Geschichte triumphieren. Das gelang zuletzt den Olsen Brothers mit „Fly On The Wings Of Love" 2000. Emmelie de Forest fuhr mit „Only Teardrops" einen doch recht überzeugenden Sieg ein und bekam von allen Ländern Punkte - mit Ausnahme San Marino. Auch die Balkanländer stimmten mit hohen Punktezahlen für Dänemark, was für viele doch überraschend kam. Ganze achtmal gab es die begehrten douze points. Aserbaidschan wurde Zweiter, erhielt sogar zehnmal die zwölf Punkte, aber gesamt doch deutlich weniger.

Überraschend das gute Abschneiden von Malta. Und dass die Niederlande und Ungarn es in die Top 10 geschafft haben, ist erfreulich. Deutschland wird enttäuscht sein. Bonnie Tyler erst recht.

Die Dänen zeigten sich übrigens vorbereitet. Beim Ausgang aus der Malmö Arena stand ein LKW des dänischen Senders DR. Darauf die Aufschrift: See you at the Eurovision Song Contest 2014 in Denmark. Samt Pfeil und dem Hinweis, dass es nur 14 km nach Dänemark sind. Also sehen wir uns dort wieder. Nächstes Jahr, wenn der Windmaschinenwahnsinn uns wieder glücklich machen darf. Oder verzweifelt. Denn das ist Eurovision!