Wären die Rektorinnen und Rektoren der 21 staatlichen Universitäten Zyniker, was man ihnen hierzulande nicht verdenken könnte, dann müssten sie über das Urteil des Obersten Gerichtshofs, das einem Studenten der Medizin-Uni Graz Schadenersatz zugesprochen hat, leise jubeln. Denn dieses ist ein scharfer Kommentar zur Uni-Politik. Die Richter haben dem wegen fehlender Seminarplätze und der daraus folgenden Kettenreaktion in seinem Lebenslauf "gebremsten" Arzt umfassende finanzielle Wiedergutmachung zugesprochen.

Damit ist passiert, was irgendwann zu erwarten war. Jemand wehrt sich gegen die politisch fahrlässig verschuldeten Zustände an den Unis - und bekommt recht. Weil den Richtern auffällt, was die Politiker nicht sehen (wollen). Dass es so nicht (mehr) geht. Dass es eine politische Verantwortung gibt oder geben muss für ein staatliches Hochschulsystem - auch in finanziell extrem klammen Zeiten.

Die systematische Unterfinanzierung der Unis hat ein Preisetikett bekommen. Es könnten weitere folgen. Daran ändern weder " Hochschulmilliarde" noch der Testlauf zur "kapazitätsorientierten Studienplatzfinanzierung" etwas, weil auch da noch mit Studienplätzen und Kapazitäten relativ beliebig jongliert wird. Die Rechnung geht zu Recht an den Verursacher: den Bund, die Regierung. Dass sie vor der Wahl noch aufwacht, ist nicht zu erwarten. Aber die nächste sollte den richterlichen Weckruf ernst nehmen. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 21.5.2013)