Lukas Hochedlinger: "Für viele Privathoteliers ist es an der Zeit, an einen Ausstieg zu denken und zu verkaufen."

Foto: Christie + Co

Woher kommt der Trend der luxuriösen Budget-Hotels? Und wie geht es weiter? Das erklärte Lukas Hochedlinger, Managing Director Austria bei Christie + Co Wien, im Gespräch mit Wojciech Czaja.

STANDARD: Vor kurzem fanden die Tourism Talks unter dem Titel "Wiener Hotelmarkt als Haifischbecken"  statt. Ist die Lage wirklich so dramatisch?

Hochedlinger: Der Titel war natürlich eine Provokation. Aber ja, für viele Hoteliers, die in den letzten Jahren nichts investiert haben und die sich von der großen Masse nicht abheben, wird der Überlebenskampf immer schwieriger.

STANDARD: Für wen ist es besonders schlimm?

Hochedlinger: In erster Linie mache ich mir Sorgen um Privathoteliers, die kein gutes Konzept und keine Marketingstrategie haben. Da sprechen wir vor allem von 08/15-Familienbetrieben, die in x-ter Generation ohne Liebe zum Detail geführt werden. Für viele ist es an der Zeit, an einen Ausstieg zu denken und zu verkaufen.

STANDARD: Was ist mit Ketten?

Hochedlinger: Kettenhotels kann es genauso treffen. Nur weil auf dem Dach ein Markenname steht, ist das noch lange kein Garant für Erfolg. Es geht um Differenzierung!

STANDARD: Eine recht junge Kategorie in der Hotellerie ist "Budget Deluxe"  bzw. "Smart Luxury" . Woher kommt der Trend?

Hochedlinger: Die Idee Budget-Luxury kommt aus den USA und den Niederlanden und ist im Grunde genommen die Reaktion von Design- und Boutiquehotels auf die Finanzkrise. Die Leute wollen zwar nicht mehr so viel Geld ausgeben, wollen aber trotzdem chic und charmant wohnen. Dafür nehmen sie in Kauf, auf Telefon und Minibar zu verzichten.

STANDARD: Ist das nur ein Modephänomen oder wird sich diese Kategorie langfristig durchsetzen können?

Hochedlinger: Budget-Luxury wird in absehbarer Zeit sicherlich nicht Mainstream werden. Aber es ist ein Trend, der kontinuierlich zunehmen wird. Das zeigt sich schon daran, dass Designhotels generell eine höhere Auslastung haben als traditionell gestaltete Hotels.

STANDARD: Drei Viertel des Wiener Marktes sind in Händen der Privathotellerie. Wird sich dieser Wert in den kommenden Jahren ändern?

Hochedlinger:  Ja. Einige Privathotels wird es in ein paar Jahren definitiv nicht mehr geben. Viele Wiener Hotels werden vom Markt verschwinden, und der Anteil an Kettenhotels und kettengeführten Privathotels wird steigen. Das heißt: Kleinere Betriebe sperren zu, größere Betriebe ziehen nach.

STANDARD: Wann wird der Wiener Hotelmarkt gesättigt sein?

Hochedlinger: Das ist schwierig zu beantworten. Vielleicht nie, denn der Markt reinigt sich selbst. Es gibt in Wien derzeit 420 Hotels mit 30.000 Zimmern. Bis 2015 sollen weitere 4000 Zimmer hinzukommen. Doch nicht jedes Hotel wird langfristig ein Hotel bleiben. Viele Hotels werden zu Wohn- oder Bürobauten umfunktioniert. Der Wiener Hotelmarkt wird jedenfalls dynamisch bleiben. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 25./26.5.2013)