Bild nicht mehr verfügbar.

Die Gewerkschaften seien "viel zu mächtig", meint Stronach - stimmt das?

Foto: apa/neumayr

Wien - Die Gewerkschaft auf ein "gesellschaftlich sinnvolles Maß" zurückstutzen will Frank Stronachs Statthalter Robert Lugar. Zum Beispiel sollten die Arbeitnehmervertreter aus dem Parlament fliegen - schließlich seien diese "viel zu mächtig".

Stimmt das? Ob Gewerkschafter über Gebühr Einfluss genießen, ist natürlich auch eine Wertungsfrage. Gemessen an den nackten Zahlen sind sie in der Volksvertretung aber nicht überrepräsentiert. 1,2 Millionen Mitglieder zählt der ÖGB, das sind gut 14 Prozent der 8,49 Millionen Menschen in Österreich. Im 183-köpfigen Nationalrat hat die SPÖ elf deklarierte ÖGB-Funktionäre sitzen, für die ÖVP hält der oberste Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer die Stellung - macht einen Anteil von 6,6 Prozent. Selbst inklusive Arbeiterkämmerer kommt die Arbeitnehmerlobby nicht auf eine überproportionale Quote.

Bann unter Gusi

Der Letzte, der Gewerkschafter aus dem Nationalrat schmiss, war übrigens kein liberaler Wirtschaftskapitän, sondern ein SPÖ-Chef. Weil sich Alfred Gusenbauer nach dem Bawag-Skandal vom Bankeigentümer ÖGB distanzieren wollte, mussten dessen Granden weichen. Kurzfristig mag die Abnabelung zum roten Wahlsieg von 2006 beigetragen haben; auf lange Sicht legte Gusenbauer mit dem Vergrämen der Gewerkschafter aber eine erste Basis für den parteiinternen Aufstand, der ihm schon nach zwei Jahren die Kanzlerschaft kostete. Damit war der Bann wieder passé.

Auch Frank Stronach hat die Störenfriede nicht losbekommen. Dass der Exindustrielle und Neoparteichef gezeigt habe, "dass es keine Betriebsräte braucht", ist - zumindest in Österreich - Wunschdenken Lugars. Zwar hat sich Stronach in den Neunzigern mit der Gewerkschaft und ihren Vertretern in der Belegschaft angelegt, dann aber arrangiert. In allen großen Magna-Werken gebe es natürlich Betriebsräte, berichtet man in der Gewerkschaft der Privatangestellten. Ausgenommen seien bloß kleine Standorte, wo die Bediensteten aber nie eine solche Initiative gestartet hätten. (Gerald John, DER STANDARD, 25.5.2013)