Dionysos und Satyr bewachen Nitschs Schüttbilder in Venedig.

Foto: Trenkler

Was ist Staatskunst? Welche Rolle nimmt der Künstler ein? Jasmina Cibic, 1979 in Laibach geboren, hinterfragt in einer mehrteiligen Installation die repräsentative Funktion der Kunst - und damit ihre eigene Position als offizielle Vertreterin Sloweniens bei der Kunstbiennale von Venedig. Sie hat alle Räume des Pavillons, darunter auch das Stiegenhaus, mit einer Tapete ausgekleidet, auf der hunderte gezeichnete Käfer zu sehen sind. Cibic zeigt u. a. dekorative Blumenstillleben. Sie stammen nicht nur aus der Zeit des Tito-Regimes; die jüngste Erwerbung ist mit 1991 datiert. In einem Video stellt Cibic die mitstenografierte Diskussion einer Kommission nach, die darüber befindet, ob das Kunstwerk für die Fassade des neuen Parlamentsgebäudes repräsentativ genug sei.

Unter den "externen Pavillons" dürfte der Beitrag Sloweniens über die Vereinnahmung von Kunst einer der besten sein. Das hängt vor allem damit zusammen, dass immer weniger Länder gezwungen sind, leer stehende Gebäude oder Kirchen in Venedig zu bespielen. Denn sukzessive wird das Gebiet im Arsenal erweitert.

Kuba fand im archäologischen Museum am Markusplatz Zuflucht. Dort stellen die Kuratoren Jorge Fernández Torres und Giacomo Zaza nicht nur eher unbekannte kubanische Künstler vor, sondern auch Hermann Nitsch. In Havanna fand vor genau einem Jahr dessen 135. Aktion statt. Im archäologischen Museum sollten die Relikte von damals ausgestellt werden.

Doch die Direktion des Museums, entsetzt über so viel Nacktheit der Akteure, legte sich unter fadenscheinigen Begründungen quer. Nitsch überlegte eine Absage, machte aber dann gute Miene zum bösen Spiel: Er zeigt nun mehrere Schüttbilder, einen Siebdruck - und eine Bahre. Sie ist das einzige Relikt der Kuba-Aktion.  (Thomas Trenkler aus Venedig, DER STANDARD, 1.6.2013)