Die chinesischen Zensurbehörden haben nach Angaben von Internet-Aktivisten eine neue Methode entwickelt, um unliebsame Suchanfragen im Netz zu blockieren. Wer Stichwörter zur Niederschlagung der Proteste auf dem Tiananmen-Platz 1989 in Suchmaschinen eingebe, bekomme "sorgfältig ausgewählte" andere Ergebnisse angezeigt, berichtete am Samstag die Gruppe GreatFire.org, die sich der Dokumentation der chinesischen Webzensur verschrieben hat.

Hochstwahrscheinlich noch in Testphase

Die neue Methode sei "Zensur in ihrer schlimmsten Form", erklärten die Aktivisten. Denn den Internetnutzern werde vorgegaukelt, dass ihre Suchbegriffe als unproblematisch eingestuft würden. Bisher war bei Suchanfragen nach unerwünschten Themen die Erklärung aufgetaucht, dass die Ergebnisse wegen bestimmter Vorschriften nicht angezeigt werden könnten. Nun würden etwa bei der Suche nach "Tiananmen-Vorfall" Links zu einem Ereignis von 1976 auf dem Platz angezeigt, berichteten die Aktivisten von GreatFire.org. Allerdings ließen sich die Ergebnisse in der Suchliste dann nicht anklicken. Zudem seien die veränderten Suchresultate nur zeitweise angezeigt worden. Die Gruppe vermutet, dass die Zensurbehörden die neue Methode derzeit testen.

Kurz vor Jahrestag von Protestniederschlag

In China werden das Internet und seine Nutzer von den Behörden streng überwacht. Weltweit beliebte soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook und die Videoplattform YouTube können dort nicht aufgerufen werden. Die mutmaßlich neue Zensurmethode tauchte kurz vor dem Jahrestag der Protestniederschlagung auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking auf. Auf dem Platz hatten Studierende, Menschenrechtsaktivisten und Arbeiter im Frühjahr 1989 für mehr Demokratie demonstriert. Die Regierung ließ die Kundgebungen am 4. Juni 1989 blutig niederschlagen. Dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet. (APA, 01.06.2013)