Bild nicht mehr verfügbar.

Kanzler Faymann ohne Gummistiefel, aber mit Verteidigungsminister und Staatssekretär

Foto: APA

Bild nicht mehr verfügbar.

Katastrophentouristen: Viktor Klima 1997 an der Triesting

Foto:APA/Tesarek

Bild nicht mehr verfügbar.

Erwin Pröll 2002 am Kamp

Foto: Reuters/Lechner

Ihren Wahlspruch "Pioniere - wie immer" hat die Pioniertruppe noch aus der Monarchie - 1879 hatte Kaiser Franz Joseph nach einem Hochwassereinsatz die Pioniere als "brav wie immer" bezeichnet, wobei " brav" damals in der alten Bedeutung von "tüchtig" verwendet wurde.

Schon der Kaiser wusste: Sich bei den Helfern nach einem Katastropheneinsatz zu zeigen, bringt Sympathien. Wobei die Medien immer rascher Bilder wollen - und Abwesenheit mit bösen Kommentaren ahnden: Dass der britische Premier David Cameron nach dem Mord an einem Soldaten in London vor zehn Tagen einen Urlaub auf Ibiza angetreten hat, ist ihm ebenso verübelt worden wie man es Alfred Gusenbauer 2002 angekreidet hat, dass er als Oppositionschef während der Hochwasserkatastrophe 2002 in seinem korsischen Feriendomizil geblieben ist. In Krisen muss man präsent und "vor Ort" sein.

Gusenbauers Erklärung, er halte nichts vom "politischem Katastrophen- Tourismus" kam nicht gut an, obwohl sein Argument etwas für sich hatte (und noch heute hat): Wenn Politiker mit einem Medien-Tross in den Gebieten auftauchten, "stehen sie dort den Hilfskräften im Weg".

Aber die Bilder!

Wohlinszenierte Bilder, die Betroffenheit der eigentlich nicht persönlich Betroffenen zeigen, funktionieren in Wahlkämpfen besonders gut, erläutert der Meinungsforscher Werner Beutelmeyer: "Katastrophen sind gut für Regierende, wenn sie es richtig machen." Richtig, weil glaubwürdig, hätten es etwa die Landeshauptleute Erwin Pröll (beim Hochwasser 2002) und Waltraud Klasnic (beim Grubenunglück von Lassing 1998) gemacht. Klasnics Auftreten hat ihr zwei Jahre später einen Wahlsieg verschafft.

Beutelmeyer: "In solchen Situationen haben die, die etwas anschaffen können, klare Vorteile. Man muss sich vorstellen: Eine Großkatastrophe bringt in der Folge auch Großaufträge für den Tiefbau, eventuell auch für den Hochbau. Wer über ein Budget verfügt und am Ort der Katastrophe großzügige Hilfe verspricht, hat etwas zu bieten, womit kein Oppositioneller aufwarten kann." In diesem Sinne ist der Auftritt von Bundeskanzler Werner Faymann in Ebensee zu verstehen, wo der Kanzler, flankiert von seinem Staatssekretär Josef Ostermayer und Verteidigungsminister Gerald Klug, versprach "schnell und unbürokratisch" zu helfen.

Allenfalls die Grünen könnten bei Naturkatastrophen auf allgemeine Themen wie Klimawandel oder falsche Wildwasserverbauung hinweisen und damit Proteststimmen gewinnen, sagt Beutelmeyer. Anderen Oppositionsparteien stünde nicht einmal diese Chance offen.

So haben Landesräte aus den Katastrophenländern schon am Sonntag die Medien mit Bildern versorgt, Vizekanzler Michael Spindelegger postete auf Facebook ein Archivbild mit Dank an Helfer. Zu spät zu kommen oder ungeschickt aufzutreten kann nämlich den positiven Effekt zunichtemachen: Das erlebte Kanzler Viktor Klima in gelben Gummistiefeln bei einem vergleichsweise kleinen Hochwasser in Hirtenberg ebenso wie US-Präsident George W. Bush der erst Tage nach Hurricane Katrina 2005 in New Orleans die Lage sondierte. (red, DER STANDARD, 4.6.2013)