Karl Sevelda

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Karl Sevelda wird der neue Chef der börsenotierten Raiffeisen Bank International (RBI). Der bisherige RBI-Vizechef folgt mit sofortiger Wirkung Herbert Stepic nach, der wegen Immobiliengeschäften über Steueroasen seinen Hut als RBI-Boss genommen hat. Die Deals hatte er seinem Arbeitgeber und den Aufsehern verschwiegen, mittlerweile soll er wegen einer Liechtenstein-Stiftung Selbstanzeige erstattet haben.

Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz stellt RBI-Aufsichtsrats-Chef Walter Rothensteiner den neuen Vorstandsvorsitzenden vor. Sevelda, seit 15 Jahren bei Raiffeisen tätig, tritt gut gelaunt vor die Journalisten. Seine Frage, wer wo stehen soll, quittiert Rothensteiner mit einem "Is ma wurscht", dann geht es los. RBI schlage mit Sevelda eine neue Seite auf, bis mindestens Mitte 2017 soll der ehemalige Vize das Bankhaus führen. "Karl Sevelda und sein Team übernehmen ein stabiles und geordnetes Haus", so Rothensteiner. In Zukunft soll es noch erfolgreicher werden.

Freundliche Worte für Stepic

Auch Karl Sevelda selbst streut seinem Vorgänger Stepic Rosen. Eine Änderung der Strategie werde es nicht geben. "Stepic ist einer der größten Banker dieses Landes. Er ist ein Arbeitsvieh und konnte Menschen begeistern. Die RBI ist zu großen Teilen sein Kind, ich werde sein Werk weiterführen", so Sevelda. Nun will der neue Raiffeisen-International-Chef seinen Führungsstil finden.

Eine Kapitalerhöhung für die RBI sei möglich, aber abhängig von den Finanzmärkten, sagt Sevelda auf Nachfrage. Sevelda will sich weiterhin auf den Kernmarkt Österreich und Osteuropa konzentrieren. Keine Worte verloren Rothensteiner und Sevelda über die Konditionen von Stepic' Abgang, das werde erst in den kommenden Wochen entschieden.

Der 63-jährige Sevelda war zuletzt Stepics Stellvertreter und für das Großkundengeschäft der Bank zuständig. Seine Zuständigkeit für die Firmenkunden wird er zunächst weiter behalten. Sein Stellvertreter wird der 53-jährige RBI-Risikovorstand Johann Strobl, teilt die Bank am Freitag mit. Ob der jetzt sechsköpfige Vorstand wieder aufgestockt wird, werde im Laufe der kommenden Monate entschieden, so Rothensteiner.

Die RBI hat in der Finanzkrise 1,75 Mrd. Euro Staatshilfe erhalten, der Bund hat Partizipationskapital gezeichnet. Über den Rückzahlungszeitpunkt gab es bisher keine Festlegungen. Im Raum steht seit vielen Monaten eine Spekulation über eine Kapitalaufstockung. Im RBI-Konzern waren Ende März 59.230 Mitarbeiter beschäftigt. Die Gruppe unterhält mehr als 3.100 Filialen in Ost/Südosteuropa. Hauptaktionärin der RBI ist mit 78,5 Prozent die Raiffeisen Zentralbank (RZB). (APA/red, derstandard.at, 7.6.2013)