Ikea-Österreich-Chefin Giny Boer zeigt Frauen im Konzern her, die einem differenzierteren Bild von Führungskraft entsprechen.

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Schweden gilt als Vorzeigeland, wenn es um Chancengleichheit geht. Auch in der österreichischen Niederlassung des schwedischen Möbelhauses Ikea ist diese gleiche Teilhabe überdurchschnittlich ausgeprägt. So haben mehr als 45 Prozent der Leitungsfunktionen Frauen inne. Das neunköpfige Managementteam - das Entscheidungsgremium von Ikea Österreich - besteht derzeit aus fünf Frauen und vier Männern. Angeführt wird es ebenfalls von einer Frau. Die Niederländerin Giny Boer leitet seit 2009 die Geschäfte von Ikea Österreich. Acht Mitglieder des Boards haben Kinder.

Führungsaufgaben werden auch in Teilzeit ermöglicht, ergänzt Boer. Auch einer Beförderung stehe die Elternkarenz nicht im Weg. Die Einrichtungshauschefin von Ikea Graz, Alexandra Dürr, ist ein Beispiel dafür. Als ihr Sohn 2011 auf die Welt kam, war sie stellvertretende Chefin von Ikea Salzburg. Nach sechs Monaten Karenz kehrte sie acht Stunden die Woche wieder in ihre alte Funktion zurück. "Möglich war das nur, weil ich in dieser Zeit keine Linienverantwortung hatte, sondern nur für bestimmte Prozesse verantwortlich war", sagt sie. Ein halbes Jahr später übersiedelte sie nach Graz, um dort die Leitung des Einrichtungshauses Graz zu übernehmen. "Das geht aber nur in Vollzeit", merkt Dürr an.

Unterschiedlichste Lebensläufe

Genau so bunt wie die Produkte der Möbelkette sind auch die Lebensläufe der Mitarbeiter. Quereinsteiger sind keine Seltenheit. Gabriele Brenter, stellvertretende Einrichtungshauschefin von Ikea Graz, machte die Matura an der HTL für Gartenbau, arbeitete in einem sozialökonomischen Betrieb mit Langzeitarbeitslosen ebenfalls im Bereich Gartenbau, ehe sie mit 30 Jahren das Studium Erwachsenenbildung und Sozialpädagogik in Graz begann. Es folgten noch ein MBA und eine Coaching- und Trainerausbildung. 2007 startete sie ihre Karriere bei Ikea im Bereich Human Resources, seit Jänner ist sie stellvertretende Leiterin von Ikea Graz.

Karriere mit Lehre ist bei Ikea nicht nur ein Schlagwort. "Eigentlich weiß ich von vielen meiner Kollegen gar nicht, welche Ausbildung sie gemacht haben", sagt Manuela Hagauer, das sei hier nicht wichtig. Nach ihrer Bürokauffraulehre war sie zuerst in einem kleinen Autohaus in Graz, ehe sie 2000 bei Ikea in der Pflanzen- und Korbabteilung startete. 2012 wurde sie stellvertretende Verkaufschefin für Ikea Österreich, und seit 1. Juni ist sie als E-Commerce Managerin tätig.

Person muss ins Team passen

Das Fachliche könne erlernt werden, wichtig sei, dass die Person ins Team passe, sagt Boer dazu. Genaue Zahlen, wie viel Ikea für die Weiterbildung seiner Mitarbeiter ausgibt, werden aber nicht genannt. Nur so viel: Mit dem Lernen wird gleich am ersten Arbeitstag begonnen. Derzeit beschäftigt Ikea Österreich rund 2500 Personen. Bei der Väterkarenz kann sich Ikea Österreich noch mehr von Schweden abschauen. Derzeit sind nur drei Väter, aber 84 Mütter in Karenz. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, 8./9.6.2013)