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Willi Sitte vor seinem Bild "Rückgabe des Apfels".

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Halle - Der deutsche Maler Willi Sitte ist heute, Samstag, im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Halle gestorben, wie die Willi-Sitte-Stiftung mitteilte. Der Maler und Grafiker galt als einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler Deutschlands, war wegen seiner Vergangenheit als DDR-Kulturfunktionär jedoch umstritten. Sitte war Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR und saß zeitweilig in der Kulturkommission des Zentralkomitees der SED.

"Sein Tod hat uns sehr betroffen gemacht, wenngleich wir um seinen bedenklichen Gesundheitszustand wussten", sagte der Vorsitzende der Sitte-Stiftung, Hans-Hubert Werner. "Unser Anliegen, sein künstlerisches Erbe zu verbreiten, verstärkt sich jetzt noch mehr", sagte Werner. Die Willi-Sitte-Stiftung mit Sitz in Merseburg in Sachsen-Anhalt bewahrt und pflegt das umfangreiche künstlerische Werk des Malers.

In der westdeutschen und europäischen Kunstszene wurde Sitte spätestens durch seine Teilnahme an der documenta im Jahr 1977 in Kassel, wo er zusammen mit den Begründern des Malstils "Leipziger Schule" wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke die DDR vertrat. Sitte bezeichnete sich stets als Kommunist, obwohl er in der DDR zunächst keine sozialistische Bilderbuchkarriere begonnen hatte und wegen seiner zuweilen erotischen Malereien auf Widerspruch bei restriktiven SED-Kulturpolitikern stieß.

Die Bilder des Malers, der 1921 in Kratzau (heute Tschechien) geboren wurde, wurden zu DDR-Zeiten zu Standardwerken realsozialistischer Kunst erhoben. Gemälde wie "Die rote Fahne - Kampf, Leid und Sieg" sind dafür Beispiel. Eine geplante Schau zum 80. Geburtstag wuchs sich zu einem Skandal aus. Eigentlich sollte die Schau im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg Rückblick auf das Sitte-Werk halten. Der Verwaltungsrat des Museums stoppte das Vorhaben aber, mit der Begründung, es bestehe noch Bedarf bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Person des Künstlers. Nach etlichen Querelen sagte Sitte die Exposition in Nürnberg ab. (APA, 8.6.2013)