Vier Tage nach dem Beschluss zum Blitzabzug der österreichischen Soldaten von der UN-Mission auf dem Golan zeigen sich Werner Faymann und Michael Spindelegger selten einmütig. Aber in die Worte von Kanzler und Außenminister hat sich zart ein bitterer Unterton eingeschlichen: Kritik aus dem Ausland müsse man "eben aushalten". Aber Österreich habe "das Recht", so zu handeln, wie die Regierung handelt. Da scheint ein bisschen schlechtes Gewissen, ja Trotz durchzuschlagen, weil offenkundig in Wahlkampfpanik binnen Stunden weggeworfen wurde, was Soldaten und Diplomaten in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut haben: das Ansehen des neutralen Österreich auf der internationalen Bühne. Das Land setzte nicht auf ein Militärbündnis, aber auch nicht auf Neutralismus, sondern ganz auf die Vereinten Nationen, die - notfalls bewaffnet - Frieden und Grundrechte schützen.

Damit ist es vorbei. Nun heißt es in Brüssel, Washington und New York, auf Wien könne man sich nicht verlassen. Diplomatisch die Rote Karte. Weil das so ist, werden jetzt jenseits des Offiziösen bis in höchste Kreise von Militär und Diplomatie erste kritische Stimmen lauter. Öffentlich kann (und darf) das natürlich kein Beamter sagen, er würde Kopf und Kragen und Job riskieren. Umso mehr wird getuschelt, welcher Pallawatsch angerichtet wurde. Die UN im entscheidenden Moment zu schwächen, das ist zuletzt kurz vor dem Sechstagekrieg im Mai 1967 geschehen. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 12.6.2013)