Wien - Der ORF-Publikumsrat hat am Mittwoch eine Reihe von Empfehlungen abgegeben. Handlungsbedarf orteten die Publikumsvertreter etwa beim Kinder- und Jugendschutz in der TVthek. Kritisiert wurde, dass Sendungen mit gewalttätigen Inhalten online - anders als im linearen TV - ganztags verfügbar sind. Hier soll die Geschäftsführung Lösungsvorschläge entwickeln, forderte das Gremium. Auch das Angebot und die zeitliche Verfügbarkeit des Kinderprogramms soll im Sinne einer besseren und flexibleren Nutzung auf der TVthek verbessert und erweitert werden.

Eine weitere Empfehlung des ORF-Publikumsrats bezieht sich auf die Unterrepräsentanz von Frauen als Expertinnen in Informations- und Diskussionssendungen. Das Gremium stützte sich auf die aktuelle Publikumsrats-Gender-Studie, derzufolge nur 44 Prozent der Befragten das Geschlechterverhältnis im Bereich der Experten als "sehr" oder "eher ausgewogen" empfinden.

Expertinnen-Pool

Der Publikumsrat forderte daher die Geschäftsführung auf, einen entsprechenden Expertinnen-Pool etwa für die Bereiche Politik, Recht oder Wissenschaft zu entwickeln. Deutlich besser als bei den Expertinnen bewertete das Publikum laut Studie übrigens die Ausgewogenheit unter den Moderatoren, wo zwei Drittel (67 Prozent) das Verhältnis als "sehr" oder "eher ausgewogen" einstuften.

Einigen Diskussionsbedarf gab es bei einer Empfehlung des bürgerlichen Publikumsrats Andreas Kratschmar, der der ORF-Geschäftsführung ans Herz legte, sie möge im Rahmen des Qualitätssicherungssystems des ORF die Zufriedenheit des Publikums mit der Erfüllung der Programmaufträge abfragen lassen. Einige Räte befürchteten, dass das Publikum hierüber keine qualifizierte Meinung abgeben und die Umfrage ins Leere gehen könne. Schließlich wurde die Empfehlung aber mit einer Gegenstimme angenommen.

Auf Initiative von Josef Kirchberger, Publikumsrat und Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im Stiftungsrat sowie im Brotberuf Art-for-Art-Geschäftsführer, gab es auch noch eine Empfehlung zu den bevorstehenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Aus diesem sollen, so die Publikumsräte, unbedingt die Bereiche Kultur und Medien ausgenommen sein. Die Bundesregierung wurde entsprechend aufgefordert, dafür einzutreten, dass diese Bereiche nicht in das Verhandlungsmandat aufgenommen werden. (APA, 12.6.2013)