Der Bericht der Wilhelminenberg-Kommission bestätigt, dass die politischen Verantwortlichen von den massiven Gewaltvorgängen im Wiener Kinderheim gewusst haben. Der Staatsanwaltschaft müssen nun rasch relevante Informationen übermittelt werden, um etwaige rechtliche Schritte einleiten zu können - dies wurde zugesichert. Weiters sollte die Stadt Wien die Vergangenheitsaufarbeitung hiermit nicht für beendet erklären, sondern sich aus dem Bericht ergebenden Fragen weiter stellen.

Die Arbeit, die die - unabhängige - Kommission geleistet hat, ist beachtlich. Dass keine eindeutigen Hinweise auf mögliche Zuhälterei oder einen angeblichen Todesfall - beides wurde vorab kolportiert - gefunden wurden, lag nicht an mangelnder Recherche des Teams: So wurden neben Ex- Heimkindern und -angestellten zum Beispiel auch Ex-Polizisten mit Kontakten ins Rotlichtmilieu interviewt. Die Leiterin der Kommission, Barbara Helige, hat in diesen eineinhalb Jahren nie voreilige Schlussfolgerungen gezogen, sie hat Pauschalierungen und Zuspitzungen unterlassen und Erkenntnisse ihrer Arbeit stets bedacht formuliert.

Dass trotzdem viele Fragen offenbleiben, liegt daran, dass die internen Heimakten offenbar systematisch vernichtet worden sind. Die Frage, wer das veranlasst hat, sollte noch weiter beforscht werden. Umso mehr, wenn Stadtrat Christian Oxonitsch selbst sagt, dass das Heim am Wilhelminenberg als Pars pro Toto für alle Wiener Heime steht. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 13.6.2013)