Frank Stronach blickt ins Grüne. Das gefällt nicht allen in der Partei von Eva Glawischnig.

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Die Grünen haben in Salzburg neue Weichen gestellt und mit dem Team Stronach eine bisherige koalitionäre Sperrzone betreten. Und jetzt, wo der Pakt geschlossen ist, tut's auch nicht mehr so weh. Auch auf Bundesebene beginnt man nachzudenken: Was wäre, wenn? Wenn sich im Herbst auf Bundesebene eine Konstellation mit Frank Stronach ergibt? Denn eines dämmert auch den Bundesgrünen - worauf Politikberater Thomas Hofer im Gespräch mit dem STANDARD hinweist: Mit einer Variante Grün/Stronach könnten sie bei Regierungsverhandlungen auf Bundesebene einen wertvollen Trumpf in die Hände bekommen.

Alt-Parteichef Alexander Van der Bellen hat in dieser Hinsicht im STANDARD-Interview bereits für ein Offenhalten der Stronach-Option plädiert: "Auch auf Bundesebene muss man die Option im Auge behalten - ich würde das nicht a priori ausschließen und es einfach auf das Verhandlungsergebnis ankommen lassen."

Genau der gleichen Meinung ist die Grazer Grünen-Stadträtin Lisa Rücker. Bis auf die FPÖ sei keine Koalitionsvariante auszuschließen. "Wichtig ist, was in einem gemeinsamen Programm steht, wie jetzt in Salzburg - dann ist auch die Stronach-Option machbar", sagt Rücker, die auch im Bundesparteivorstand sitzt. Die Grünen im Bundesparlament zeigen sich aber noch - zumindest nach außen hin - kühl reserviert.

Spezialfall Salzburg

Für Parteichefin Eva Glawischnig ist Stronach noch ein "No-Go". Peter Pilz, beteuert, wie auch Karl Öllinger, Salzburg sei ein Spezialfall. Hier gehe es um Sachpolitik auf Landesebene, das sei nicht auf Bundesebene übertragbar. Albert Steinhauser gibt zu: "Ich verhehle nicht, dass Schwarz-Grün-Stronach nicht meine Wunschkonstellation ist. Es trennen uns inhaltlich Welten." Aber: Stronach komplett auszuschließen hieße, "dass ich die ÖVP in der Regierung pragmatisiere, weil ohne sie dann keine Mehrheiten in diesem Land möglich sind. Das will ich nicht."

Peter Pilz zählt eine ganze Latte an Veränderungen auf, die Stronach durchlaufen müsse, ehe man überhaupt ins Gespräch kommen könne: von einem "gemeinsam initiierten "Gesetz gegen Abgeordnetenkäufe" über eine Mithilfe Stronachs als Ex-Magna-Eigner bei der Eurofighter-Aufklärung bis zum "Ablegen der Europhobie". Pilz: "Eine Regierungsbildung mit Stronach wäre um ein Vielfaches unwahrscheinlicher als auf Landesebene." Aber offenbar doch nicht ganz auszuschließen. So wie mit der FPÖ. Hier gebe es einen Limes, sagt Pilz.

Der Klubchef der Wiener Grünen, David Ellensohn, gibt noch zu bedenken, dass im Bund Frank Stronach persönlich mitmischt: "Was sicher einen Unterschied ausmacht: Ist der Frank dabei oder nicht?" Die neue Salzburger Koalition habe natürlich "die Spekulationen auf Bundesebene aufgeheizt". Ellensohn: "Ich verstehe alle, die die Nase voll von Rot- Schwarz haben und glauben, dass es in anderer Konstellation nur besser sein kann." Nur, ergänzt Öllinger, "im Bund auf Dreierkoalitionen zu spekulieren ist keine attraktive Sache".

Der Koalitionseinstieg in Salzburg habe dem Team Stronach jedenfalls ermöglicht, sich als seriöser Partner zu profilieren, Stronach kann jetzt "nicht mehr auf Beppe Grillo machen", sagt Politikberater Hofer. Auf Bundesebene sei eine Zusammenarbeit aber dennoch unwahrscheinlich, da es in der Wirtschafts- und Steuerpolitik erhebliche Differenzen gebe. Zudem würde Stronach "die grüne Parteibasis" zerreißen".

Im Team Stronach seien die Grünen jederzeit willkommen, macht Klubchef Robert Lugar die Tür weit auf. "Selbstverständlich können wird etwas gemeinsam machen. Es ist nicht entscheidend, was uns trennt, sondern was uns eint, es gibt viele Überschneidungen. Salzburg könnte ein Anfang sein", legt er schon die Leimrute in Richtung der Grünen aus. (Peter Mayr/Walter Müller, DER STANDARD, 13.6.2013)