Man muss die Ergebnisse der OECD-Studie über die Zuwanderung und deren Wirkung auf das Steuer- und Sozialsystem in Österreich durchaus relativieren. Das Jahr 2011, aus dem die Daten stammen, war hierzulande ein gutes, inmitten des kriselnden Europa: Die Wirtschaft wuchs um fast drei Prozent. Und es gab die einmalige Besonderheit, dass damals alle Ausnahmebestimmungen und Restriktionen in den EU-Verträgen gegenüber Jobsuchenden aus Osteuropa ausliefen. Für ein so kleines Land mit vielen Nachbarstaaten war das naturgemäß folgenreicher. Jeder EU-Bürger hat heute das Recht, sich in Österreich oder sonst wo in der Union Arbeit zu suchen.

Insofern ist der starke Anstieg der Arbeitseinwanderung in ein attraktives Land um fast 30 Prozent gar nicht so unerwartet. In Deutschland lief es ähnlich. Was viele im Land der Antiausländerwahlkämpfe aber vermutlich überraschen wird, ist die Tatsache, wie positiv sich der (geordnete) Zuzug auf Wirtschaft und Wohlstand auswirkt. Es ist Tatsache, dass steuer- und abgabenzahlende Ausländer dem Staat viel mehr geben als sie von ihm bekommen.

Unser Gesundheitssystem, die Pensionen wären ohne ihren Beitrag nicht zu finanzieren. Drei Monate vor den Wahlen kann man das gar nicht oft genug betonen: Wer die Ausländer pauschal verunglimpft, hat den Kern der Sache nicht kapiert. Sie sind äußerst wertvoll für die österreichische Gesellschaft - im wahrsten Sinn des Wortes. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 14.6.2013)