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Reese Witherspoon ist "legally blonde".
Foto: Reuters
Wien - Die Komplementärfarben des Kinosommers heißen Grün und Rosa: Während der zornige Hulk sich giftig verfärbt, umgibt sich Elle Woods (Reese Witherspoon) am liebsten mit Farbtönen von schreiendem Pink bis Zartrosa. Schließlich ist sie blond. Und Rosa steht ihr.

Wie wir in "Natürlich blond", erster Teil, lernen konnten, besteht die Stärke dieser Kinoheldin darin, ihr vermeintlich nutzloses, äußerst detailliertes Spezialwissen - primär den Sparten Mode, Kosmetik und Lifestyle entnommen - erfolgreich in andere Kontexte zu übertragen:

In "Natürlich blond 2" entwickelt Elle aus Überfürsorge für ihren treuen vierbeinigen Begleiter, den Chihuahua Bruiser, Engagement gegen Tierversuche. Eine Anprobe fürs Brautkleid lehrt die Jungjuristin, dass es besser ist, sich auf Grundlagenarbeit zu stürzen, anstatt Symptome zu bekämpfen. Und die Erinnerung an einen Friseurbesuch mit erschreckendem Ausgang erweckt schließlich Elles politisches Bewusstsein.

Accessoire-Orgien

Dazwischen krempelt sie das Büro einer Abgeordneten (Sally Field) um und zeigt ihrer Umgebung - wie schon im ersten Teil -, dass man sich nicht vom ersten Eindruck, von Extremstöckeln und Kostümchen oder rosafarbenen Accessoire-Orgien täuschen lassen soll. Elle ist nämlich anpassungs- und lernfähig, und wer das aufgrund ihrer schrillen Erscheinung bezweifelt, wird eines Besseren belehrt.

Als bestens informierter Verbündeter im Kampf gegen Lobbys und willfährige Politiker entpuppt sich der Portier (Bob Newhart) von Elles illustrem Quartier. Denn - und das ist der sympathischste Zug der Heldin - Elle kennt im Unterschied zur Harvard- oder zur Polit-Elite keine Standesdünkel oder Vorurteile.

Routine

Anstatt Konflikte zu verschärfen und aufs komische Potenzial der Heldin (und ihrer Darstellerin) zu setzen, bleibt "Natürlich Blond 2", inszeniert von Charles Herman-Wurmfeld, eine ziemlich brave Routinekomödie, eine Abfolge von eher halblustigen Situationen und vorhersehbaren Entwicklungen. Die Geschichte lässt sich, ganz dem Blockbuster-Anforderungsprofil entsprechend, gut in einem Satz zusammenfassen: Elle macht sich, allen Hindernissen und Intrigen zum Trotz, schließlich erfolgreich für einen Gesetzesentwurf gegen Tierversuche stark.

Einer von unzähligen Blondinenwitzen, und zwar einer zum Thema Kino, endet mit der Pointe: "Ich hätte nicht gedacht, dass John Wayne zweimal in dieselbe Falle tappt." Blondinen haben also angeblich den Unterschied zwischen Realität und Film nicht begriffen. Dagegen glauben sie hartnäckig an die menschliche Lernfähigkeit.

Eine Eigenschaft, die man den Machern von "Natürlich blond" nur bedingt attestieren kann: Was beim ersten Mal schon nur mäßig komisch war, wird in der Fortsetzung nicht besser. (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24.7. 2003)