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Letzte Schritte zur Fertigstellung der Skulptur

Foto: APA/Neumayr
Salzburg - Ein "Arc de Triomphe", den die Gruppe Gelatin auf dem Max-Reinhardt-Platz vor dem Rupertinum (Museum der Moderne Salzburg) aufgestellt hat - mit einer nackten Männerskulptur mit erigiertem Phallus - hat die Gemüter in der Festspielstadt so weit erhitzt, dass nun die Politik durchgegriffen hat: Die Skulptur wurde verhüllt.

Stadtpolitiker von SPÖ, ÖVP und FPÖ wollten das sogenannt "skandalöse" Objekt von der Feuerwehr eigentlich entfernen lassen, was aber am Widerstand der Künstler der Gruppe Gelatin scheiterte, die sich auf ihr Werk setzten. Schließlich wurde der "Arc de Triomphe" mit grauem Plastik verhüllt und mit Brettern vernagelt.

Aufregung

Der Rupertinum-Direktorin Agnes Husslein ließ SP-Bürgemeister Heinz Schaden laut orf.at bestellen: "Das ist ein dummer PR-Gag der Frau Husslein und wir werden die Statue jetzt entfernen. Das hat mit Freiheit der Kunst nichts zu tun. Man tut der Kunst nichts Gutes, wenn man für jede Unsinnigkeit die Freiheit der Kunst beansprucht". Und: "Es kann nicht Aufgabe der Frau Husslein sein, ihre persönlichen Phantasien öffentlich darzustellen".

"Die Art der Darstellung sprengt alle Formen der öffentlichen Kunst", kommentierten Vizebürgermeister Karl Gollegger (V) und Siegfried Mitterdorfer (F) die Skulptur. Diese drei Herren waren es auch, die das "skandalöse" Werk entfernen lassen wollten, weil angeblich keine Genehmigung dafür vorhanden gewesen sei.

Hussleins Antwort

"Stimmt alles nicht", konterte Husslein bei einer Pressekonferenz. Sie hätte alle notwendigen Genehmigungen erhalten und selbst am Montag habe noch eine Begehung stattgefunden, bei der nichts beanstandet worden wäre. "Kunst muss frei sein. Ich bin schockiert über das Vorgehen einzelner Politiker", so Husslein, von der nach eigenen Angaben die Idee zu dem Projekt stammt, für das sie die volle Verantwortung übernimmt.

Husslein bezeichnet den Abtransport der Skulptur als völlig inakzeptabel und hat Konsequenzen angekündigt. Auf Schadens Argumentationsniveau wolle sie sich nicht begeben.

"Die Freiheit der Kunst steht über allen Dingen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten", meinte Kulturlandesland Othmar Raus (S) diplomatisch.

Hintergrund

In Nachfolge der barocken Triumphpforten, die meist nur für die Dauer eines Festes errichtet wurden und dank antiker Allegorien inhaltliche Freiräume genossen, besteht das Gerüst aus zusammengenageltem Holz, während die sie krönende menschliche Figur, die ganz körperlich eine Brücke zwischen den beiden Torsäulen schlägt, eine fleischfarbene Plastilinhaut zur Schau trägt - einst wäre diese aus Stuck gewesen.

In den vergangenen Jahren hat Gelatin - die Gruppe besteht aus vier Künstlern - mit ihren Aktionen, Installationen, Videos und Vorträgen in der internationalen Kunstszene für Aufsehen gesorgt und Österreich bei der Biennale Venedig 2001 vertreten.

Die Skulptur

Für das Museum der Moderne in Salzburg hat Gelatin mit "Arc de Triomphe" nun eine Außeninstallation realisiert, die zwar erstmals die Idee des Denkmals im öffentlichen Raum aufgreift, in deren Umsetzung aber zugleich zahlreiche bereits zuvor im Werk vorhandene Ideen einfließen.

Die Entscheidung für eine Adaption des Triumphbogens war gefallen, weil im Gegensatz zu anderen Repräsentationsbauwerken der Weg durch das Tor allen offen steht. "Der 'fleischfarbenfrohe' Bogen krönt die Häupter der ihn Durchschreitenden. Das sich damit einstellende Glücksgefühl hat etwas Erhabenes aber auch Kindliches an sich, denn der Bogen ist aus Plastilin. Jeder von uns hatte irgendwann einmal Plastilin in den Händen, - wahrscheinlich immer zu wenig", so Gelatin gegenüber dem Rupertinum. (APA/red)