Manchmal ist es von Vorteil, wenn man von außen kommt. Der Blick ist unbefangener, man fühlt sich keinen Cliquen und Seilschaften verpflichtet. So ist es nicht ganz überraschend, dass es eines Nicht- Österreichers bedurfte, um erstmals ein regelmäßiges Treffen von in Österreich lebenden Jazzpianisten und -pianistinnen zu organisieren: Im Juni 2012 versammelte Rob Bargad, bis 2004 gefragter Pianist in der New Yorker Szene, seither unter anderem als Professor für Jazzklavier am Klagenfurter Landeskonservatorium tätig, im Rahmen seines Projekts Jazz Piano Austria sieben heimische TastenmeisterInnen zum gemeinsamen Konzert. Das Spektrum der geladenen Kollegen und Kolleginnen - wie auf der Doppel-CD Jazz Piano Austria Vol. 1 (Barnette) nachzuhören - reichte von jüngeren Semestern wie Philippine Duchateau oder dem serbischen Wahlwiener Sava Miletic über Oliver Kent, Geri Schuller, Martin Reiter und Erwin Schmidt bis zum 74-jährigen Harald Neuwirth, dem Veteranen aus Graz: Musiker aus verschiedenen Generationen und Subszenen, die wohl noch nie im selben Konzert miteinander aufgetreten sind.

Am Samstag geht "Jazz Piano Austria" nun in die zweite Runde, diesmal im Porgy & Bess. Robert Schönherr, Philipp Jagschitz, Rudi Wilfer, Adrian Gaspar, Dena DeRose und Uli Scherer werden aufspielen, der Abend steht im Zeichen des 2012 verstorbenen Fritz Pauer. (Das muskalische Vermächtnis Pauers, die Doppel-CD Quiet Passion, ist vor kurzem auf Amadeo / Universal Music Austria erschienen.) Der bescheidene Rob Bargad vermeidet es, sich selbst auf die Bühne zu rufen. Er wird stattdessen - den Kochlöffel schwingen. (felb, DER STANDARD, 15./16.6.2013)