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Sind wir alle längst in einer Cloud-Mausefalle?

Vorweg: In der Affäre rund um die massive Datensammlung des US-Geheimdienstes NSA im Rahmen des PRISM-Programms sind auch beinahe zwei Wochen nach der Veröffentlichung der erste Berichte mindestens so viele Fragen offen wie beantwortet. Vor allem bei der Frage in welchem Ausmaß die NSA tatsächlich Zugriff auf die Server von großen Unternehmen wie Google, Facebook und Co. haben, scheiden sich die Geister.

Widersprüchlich

Denn während die der Presse zugespielten internen Dokumente einen uneingeschränkten Zugang nahelegen, dementieren die betroffenen Unternehmen diesen Umstand vehement. So hat etwa Google mittlerweile mehrfach ausgeführt, dass man mit den Geheimdiensten nur nach einem expliziten richterlichen Beschluss zusammenarbeitet, und auch in solchen Fällen nie einen Zugriff auf die Server gewährt, sondern die Daten direkt aushändigt.

Spekulatives

Bliebe die Möglichkeit, dass der Geheimdienst die Daten ohne Zustimmung der Unternehmen mitliest. Wie dies technisch funktionieren soll, ohne dass ein einziger Systemadministrator der Unternehmen etwas davon bemerkt, bleibt derzeit aber ebenso im Dunkeln.

Vertrauenskrise

Viele offene Fragen also, und doch stürzt die PRISM-Affäre all die Cloud-Services der Unternehmen in eine Vertrauenskrise. Immerhin sind hier typischerweise die Daten über ein weltweites Netz von Servern verstreut, steht einer davon in den USA fällt er auch unter die Jurisdiktion des Landes - und damit potentiell unter das PRISM-Programm.

Cloud

Entsprechend waren in den letzten Tagen immer wieder Vorschläge laut geworden, Cloud-Services, die in den USA operieren, hinter sich zu lassen. Ein frommer Vorsatz, der allerdings mit dem Verlust vieler Annehmlichkeiten verbunden wäre, und der dementsprechend für viele kaum vorstellbar ist, wie wie Guardian-Kolumnist John Naughton attestiert.

Unrealistisch

So reicht etwa der Blick auf die Services von Google: Der Verzicht auf die Suchmaschine des Unternehmens ist für die meisten kaum vorstellbar, zudem sind die großen Alternativen ohnehnin alle ebenfalls in den USA basiert. Ohne Google Docs könnten sicher noch viele auskommen, bei YouTube wäre das hingegen für so ziemlich alle unter 25 vollkommen unvorstellbar. Und Smartphones ohne Cloud-Anbindung verlieren einen nicht unerheblichen Teil ihrer Funktionalität.

Falle

Insofern zieht Naughton eine ernüchternde Bilanz: Unabhängig davon, ob Google und Co. nun tatsächlich den vorgeworfenen Universalzugriff gewähren oder nicht, ein Boykott ist für die breite Masse einfach unrealistisch. Wir alle seien in diese Falle gegangen - und müssen nun mit diesen Konsequenzen leben, so der Guardian-Autor. (red, derStandard.at, 17.06.13)