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Richard Steiner (re.) und sein Verteidiger Christian Werner kämpfen gegen den Vorwurf, Steiner sei der Pate des Gürtels gewesen. Belastungszeugen helfen der Staatsanwaltschaft nur bedingt.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Zeuge Richard P. würde dem Schöffensenat unter Vorsitz von Stefan Erdei ja wahrscheinlich gern helfen, allein, er kann nicht. "Um 20 Euro konnte man so viel trinken, wie man will - da kann ich mich an nix mehr erinnern", bedauert der junge Burschenschafter. Den Diskontrausch hat er sich in der Lambada-Bar besorgt, die zum Reich von Richard Steiner gehörte, dem Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella vorwirft, Boss einer kriminellen Rotlicht-Vereinigung gewesen zu sein.

Am 13. März 2010 unternahm die Burschenschaft Silesia nun also einen Ausflug in die Halbwelt. Der für Hubert K., enger Mitarbeiter des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ), im Spital endete. Mit gebrochenen Gesichtsknochen, einer zertrümmerten Nase und einem angeknacksten Kiefer. Schuld daran soll der "lange Peter" sein, der Zweitangeklagte Peter A., ein Untergebener Steiners. Der gibt sogar einen Schlag zu.

Ein feucht-fröhliches Fest

Die Vorgeschichte bleibt allerdings etwas mysteriös. Denn auch das 35-jährige Opfer kann zur Wahrheitsfindung nicht recht beitragen. "Es war ein feucht-fröhliches Fest. Ich war quasi auf dem Heimweg und wollte noch meine Frau von der Bar abholen. Die ist irgendwie gestolpert und ist hingefallen. Von da an fehlt mir die Erinnerung, als ich wieder zu mir gekommen bin, habe ich starke Schmerzen und Schläge gespürt und bin dann mit meiner Frau ins AKH gefahren." Wer ihn vor der Tür verprügelt hat, weiß er nicht.

Auch seine Frau Elisabeth kann nicht wirklich weiterhelfen. Bei der Polizei hatte sie nach dem Vorfall zwar Peter A. noch recht deutlich belastet, nun weiß sie nicht mehr so genau, was damals um 2.43 Uhr in der Früh auf dem Gehsteig geschehen ist. Die Uhrzeit weiß man übrigens deshalb so genau, da das Ganze auf Überwachungsvideos zu sehen ist - nur die Schläge nicht.

"Darauf will ich nicht antworten"

Bockig wird K., als Vorsitzender Erdei von ihr wissen will, warum sie zwei Stunden später zurück ins Lokal gekommen ist. "Darauf will ich nicht antworten." "Dann müssen Sie mir aber zumindest einen formalen Grund dafür geben." "Das hat nichts mit der Körperverletzung zu tun."

Erdei denkt das schon. Denn die Zeugin rauschte nach der Rückkehr an den Tatort in Steiners Büro - das zu diesem Zeitpunkt schon von der Polizei abgehört wurde. Dort soll sie angeblich "Ihr Arschlöcher mit euren Möchtegern-Strizzis und Bugln (wienerische Bezeichnung für einen Rotlicht-Capo, Anm.)" geschimpft und etwas von einer 357er gesagt haben - dem Kaliber der Magnum-Munition.

"Das Vokabular kenne ich gar nicht", widerspricht die Zeugin. Nicht zur Sprache kommt ein anderes Detail: Denn dem Vernehmen nach soll sie nicht allein in das Lokal zurückgekehrt sein. Sondern in Begleitung des Rechtsextremisten Gottfried Küssel. Eine weitere Seltsamkeit: Zeugen wollen gesehen haben, dass Hubert K. aus dem Lokal geworfen wurde, da er gegenüber seiner Frau handgreiflich geworden sein soll, was beide vehement bestreiten.

Ungünstiger Zeugeneindruck

Die mäßige Erinnerung trotz des geständigen Angeklagten ist kein Einzelfall in diesem bis mindestens August anberaumten Verfahren. Denn schon zwei Kronzeugen der Staatsanwaltschaft hinterließen einen eher ungünstigen Eindruck.

Einer davon, ein Zuhälter, bestätigte zwar Geldzahlungen an Steiner, von einer Nötigung, die er ursprünglich angezeigt hatte, will er aber plötzlich nichts mehr gemerkt haben. Ein zweiter Rotlicht-Zampano wiederum belastete Steiner schwer - musste sich allerdings Protokolle einer Telefonüberwachung vorhalten lassen, aus denen hervorgeht, dass er selbst das Opfer einer Körperverletzung zuvor schwer bedroht hat. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 18.6.2013)