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Die gute alte Badehaube. Sie ist so gut wie aus unseren Schwimmbädern verschwunden - und mit ihr all die bunten Farbkleckse im Schwimmbadwasserblau.

Foto: Corbis/Ewing Galloway

Es ist heute an der Zeit, in Wehmut zu schwelgen. Wenn sich dieser Tage die Schwimmbäder füllen, dann darf man sich zwar an den hübschesten Badehoserln und Schwimmanzügen weiden, ein Accessoire aber fehlt: die gute alte Badehaube. Sie ist so gut wie aus unseren Schwimmbädern verschwunden - und mit ihr all die bunten Farbkleckse im Schwimmbadwasserblau.

Wo früher kunstvoll ineinander verschlungene Plastikblüten blühten, sich Turbane in die Höhe drehten oder lustige Fischlein ihre Gummimäuler aufsperrten, erblickt man heute - nasse Haare. Von den wunderbar in die Höhe wuchernden Kreationen, die vorzugsweise auf den Köpfen distinguierter Damen zu finden waren, keine Spur.

Rüschenungetüme und Blumengestecke

Die Sportschwimmer tragen ihre faden eng anliegenden Hauberln, aber die Freizeitschwimmer? Und vor allem die Freizeitschwimmerinnen? Deren kunstvoll gelegte Dauerwelle ist schutzlos dem kalten Nass ausgeliefert. Schuld daran ist die Aufhebung der Badehaubenpflicht, die Ende der 1980er-Jahre nur zu einem kurzen Aufatmen führte. Bald stellte sich aber heraus, dass damit einem weiteren Refugium der Fantasie das Wasser abgedreht wurde.

Während sich Rüschenungetüme auf Bikinis oder Blumengestecke auf Badeanzügen weniger gut machen, hatten sie auf dem Kopf einen idealen Platz gefunden. Und für die Haare waren die Badehauben sowieso eine gute Lösung: Sie sind dort nämlich weitaus besser aufgehoben als im Mund. Das kümmert heute aber keinen mehr. Was wirklich schade ist. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 21.6.2013)