Hand aufs Herz: Nicht nur in blauen, auch in liberal gesinnten Kreisen kommen gelegentlich wilde Rauswurffantasien auf - gegenüber allzu engstirnigen Zeitgenossen etwa, oft Blau-Wähler, die hierzulande ein ruhiges Leben führen und dennoch voller Gift gegenüber jenen sind, die Asylanträge stellen müssen.

Als Privatperson darf einem verbal die Galle hochkommen, als Politiker, noch dazu einer Partei, die die Menschenrechte hochhält, ist es daneben. Die grüne Debatte über einen Parteiausschluss war dennoch überzogen, denn: Wenn der türkischstämmige Grüne Efgani Dönmez jenen Landsleuten One-Way-Tickets verpassen will, die den Premier der Türkei immer noch unterstützen, obwohl er tausende Demonstranten niederknüppeln lässt, hat das eine andere Qualität, als wenn die Blauen Rückführungen von allen möglichen Andersartigen im Land verlangen.

Dönmez' jenseitige Idee und Wortwahl ist nicht blindem Rassismus und völkischer Reinheit geschuldet, sondern blankem Unverständnis und ohnmächtiger Wut gegenüber jenen, die einen autoritären Regierungschef verehren, der das Versammlungsrecht samt freier Meinungsäußerung aushebelt - und die hier in Wien für diesen antidemokratischen Irrsinn ohne jede Gefahr für Leib und Leben demonstrieren dürfen. Auch nach Dönmez' Disziplinierung sollten sich die Grünen einer sachlichen Diskussion über diese Art von Aktivisten stellen. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 20.6.2013)