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Die Audis (erste Reihe) dominierten den Klassiker in Le Mans vor den Toyotas (zweite Reihe). Im Ziel weinte Rekordsieger Tom Kristensen um seinen Freund Allan Simonsen.

Foto: Reuters/Mahe

"Ein Scheiß ist das", sagt Alexander Wurz. Nur neun Minuten nach dem Start am Samstagnachmittag war der Däne Allan Simonsen mit dem Aston Martin in seiner vierten Runde in der Tertre-Rouge-Kurve mit hoher Geschwindigkeit in die Leitplanken eingeschlagen. Kurz nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus verstarb der 34-jährige Rennfahrer. Der Däne ist der erste Todesfall im Rennen seit dem Unfall des Österreichs Jo Gartner im Jahr 1986.

Nach Rücksprache mit Simonsens Familie entschieden die Organisatoren, das 24-Stunden-Rennen von Le Mans nicht abzubrechen. Nach einer längeren Safety-Car-Phase wird das Rennen wieder freigegeben. "Ich hab das über SMS erfahren", sagt Wurz im Gespräch mit dem Standard, "im Team hat keiner etwas gesagt. Da überlegst: Ihm zu Ehren abbrechen, ihm zu Ehren weiterfahren, was ist richtig? Ich weiß es nicht."

"Ein Patschen"

Der 38-jährige Österreicher war bei der 81. Ausgabe des 24-Stunden- Rennens besonders gefordert, er absolvierte insgesamt sechs Turns, mehr als jeweils seine beiden Teamkollegen Nicolas Lapierre (Frankreich) und Kazuki Nakajima (Japan). "Ich hätte auch noch länger fahren können", sagt Wurz, der gut in Form war und im japanischen Hybrid-Toyota ein hervorragendes Rennen absolviert hat. Belohnt wurde das nicht: Sein französischer Kollege versenkte die Chancen auf einen Platz am Podium eine gute Stunde vor Schluss ungestüm, er landete in einem Reifenstapel. Damit blieb letztendlich nur Platz vier.

Probleme mit der Benzinpumpe, ein "Patschen", wie Wurz sagt, und eine Beschädigung aufgrund eines herumfliegenden Teils hatten zuvor schon viel Zeit gekostet, erzählt der Österreicher. Audi war sowieso nicht zu schlagen. "Die sind einfach schneller, fahren auf der Geraden an dir vorbei." Wurz maulte auch über die schlechte Abstimmung seines Wagens und stellte enttäuscht fest: "Nach Le Mans kommst, um zu gewinnen." Das gelingt diesmal, anders als 2009 und 2011, nicht

Gute Freunde

Gewonnen hat nach 24 Stunden und 348 Runden diesmal schließlich wieder Audi, zum zwölften Mal bereits, zum vierten Mal in Serie. Der Diesel- Hybrid-Prototyp mit der Startnummer 2 bog am Sonntag um 15 Uhr als Führender in die Zielgerade. Zu diesem Zeitpunkt saß Tom Kristensen im Wagen, für ihn ist es bereits der neunte Sieg in Le Mans. Freuen konnte er sich nicht wirklich. Der verunglückte Landsmann Simonsen war ein guter Freund von ihm. Im Ziel gab es dann Tränen.

Trotz der scheinbaren Überlegenheit war es für Audi kein leichtes Rennen gewesen. Die ganze Nacht über lagen die beiden Toyotas - die einzig ernstzunehmende Konkurrenz - in Schlagweite, immer nur ein oder zwei Runden dahinter. Platz eins und drei waren schließlich ein dankbares Ergebnis. Platz zwei ging an den zweiten Hybrid-Toyota, jenem, in dem Wurz nicht saß. Dahinter lag die Konkurrenz, die noch auf herkömmlichen Antrieb mit Benzin-Verbrennungsmotoren setzt, vorwiegend Privatteams mit Motoren von Honda, Nissan oder Toyota.

Es war ein spannendes und abwechslungsreiches Rennen, aber auch ein schwieriges: Die fast 14 Kilometer lange Strecke wurde immer wieder nass, zahlreiche Abflüge und lange Safety-Car-Phasen waren die Folge.

Lietz trotzt den Aston Martins

Jubeln konnte ein anderer Österreicher: Richard Lietz, wie Wurz schon ein Veteran in Le Mans. Der 29-jährige gewann mit dem Porsche 911 RSR die seriennahe LM GTE PRO-Klasse, das war der 16. Gesamtrang. Damit setzte sich Lietz im erbitterten Infight auch gegen die starken Aston Martins durch, die Ferraris traten diesmal eher als Statisten auf. Insgesamt enttäuschend war das Abschneiden der amerikanischen Teams: Die Corvettes und Vipers schmückten und beschallten aus den hinteren und hintersten Reihen die Kulisse.

Apropos Kulisse. Ein fescher Hollywood-Star war auch da: Kreisch. Patrick Dempsey, der Dr. McDreamy aus Grey's Anatomy, trat mit eigenem Team an, er fuhr einen Porsche 911 GT3 und das gar nicht schlecht. Sein Wagen belegte schlussendlich den guten 29. Platz. Das waren zwar 44 Runden weniger als der Erste absolviert hatte, bei 56 angetretenen Teams für einen Amateur aber mehr als respektabel. Kreisch. (Michael Völker, DER STANDARD, 24.06.2013)

Ergebnisse der 81. Auflage der 24 Stunden von Le Mans am Samstag/Sonntag - Provisorischer Endstand:

1. Tom Kristensen/Allan McNish/Loic Duval (DEN/GBR/FRA) Audi R18 e-tron quattro 348 Runden
2. Anthony Davidson/Sebastien Buemi/Stephane Sarrazin (GBR/SUI/FRA) Toyota TS030 Hybrid
3. Oliver Jarvis/Lucas di Grassi/Marc Gene (GBR/BRA/ESP) Audi R18 e-tron quattro jeweils +1 Runde
4. Alexander Wurz/Nicolas Lapierre/Kazuki Nakajima (AUT/FRA/JPN) Toyota TS030 Hybrid +7
5. Benoit Treluyer/Marcel Fässler/Andre Lotterer (FRA/SUI/GER) Audi R18 e-tron quattro +10
6. Nick Leventis/Danny Watts/Jonny Kane (GBR) Honda HPD-ARX +16
Weiter: 16. Romain Dumas/Marc Lieb/Richard Lietz (FRA/GER/AUT) Porsche 911 RSR +33 (Sieger GTE-Pro-Klasse).
Dominik Kraihamer (AUT) beendete das Rennen im Lotus nicht (Aufgabe nach 219 Runden)