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Beim diesjährigen Berliner CSD-Umzug durfte die CDU, die sich gegen die vollständige rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben wehrt, nicht teilnehmen.

Foto: REUTERS/Thomas Peter

Berlin - Tausende LGBT-Personen (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) haben in der deutschen Hauptstadt mit einer großen Straßenparade zum Christopher Street Day (CSD) gegen gesellschaftliche Diskriminierung demonstriert. Unter dem Motto "Schluss mit Sonntagsreden" zogen sie am Samstag vom Kurfürstendamm zum Brandenburger Tor. Der Umzug umfasste fünfzig Wägen und dutzende Fußgruppen. Die VeranstalterInnen sprachen von 700.000 TeilnehmerInnen, nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration ausgelassen und friedlich.

CDU durfte nicht mitmarschieren

Zu den CSD-Forderungen gehörten eine rechtliche Gleichstellung von Regenbogen-Familien und die Trennung von Kirche und Staat. Das Spektakel, das zum 35. Mal durch Berlin zog, gab sich deutlich politischer als in den vergangenen Jahren. Die CDU durfte diesmal nicht mit einem eigenen Wagen mitfahren. Wegen ihres Kurses bei der Gleichstellung von Schwulen und Lesben war die Partei von den VeranstalterInnen ausgeschlossen worden. Allerdings war die LSU, die Untergruppe der Schwulen und Lesben in der Union, mit einem Wagen dabei.

In CDU und CSU lehnen viele eine völlige rechtliche Gleichberechtigung schwuler und lesbischer Menschen trotz eindeutiger Verfassungsgerichtsurteile weiterhin ab. Vor der CDU-Bundeszentrale stoppte der CSD-Umzug und die Menge startete ein lautes Pfeifkonzert. "Ehe-Verbot für CDU/CSU-Mitglieder" und "Falscher Dampfer, Frau Merkel" stand auf Transparenten. Einer Doppelgängerin der CDU-Vorsitzenden mit Merkel-Pappgesicht wurden Handschellen angelegt. Dann wurde sie von zwei DemonstrantInnen in roter Richterrobe symbolisch abgeführt.

Kritik an CDU-Ausschluss

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, es sei richtig, gegen "verfehlte Politik" zu protestieren. Ob man mit dem Ausschluss eines Wagens beziehungsweise einer Partei reagieren sollte, sei aber eine andere Frage. 2012 hatte Wowereit die CSD-Parade noch mit dem CDU-Landesvorsitzenden Frank Henkel eröffnet, der diesmal auf eine Teilnahme verzichtete.

Der Landesvorsitzende der LSU, Martin Och, bezeichnete den Ausschluss der Union als "fatales Signal". Wer für Akzeptanz und Toleranz werbe, müsse auch andere Meinungen akzeptieren, sagte Och und sprach von einer einseitigen "Wahlkampfmasche".

Der CSD erinnert an einen LGBT-Aufstand gegen Polizeirazzien 1969 in der Christopher Street in New York. Seitdem gehen Schwule, Lesben, Bi- und Transgender-Personen jedes Jahr weltweit für ihre Rechte auf die Straße. (APA/red, dieStandard.at, 24.6.2013)