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Die Gewerkschaft will der ständigen Erreichbarkeit einen Riegel vorschieben.

Foto: apa/Daniel Reinhardt

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Grafik: APA

Wien - Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit löst sich zusehends auf. Weniger als die Hälfte der Angestellten hat fixe Arbeitszeiten, in leitenden Positionen gelten sie nur noch für ein Fünftel, erhob der Marktforscher Ifes. Fixe Arbeitsorte haben in Österreich nur noch 56 Prozent der Angestellten, und fast die Hälfte erledigt einen Gutteil des Arbeitspensums von unterwegs aus.

Abgegolten wird dies vermehrt über Pauschalverträge, die alle Arbeitsstunden abdecken. Die Zeiten, in denen diese All-in-Verträge vor allem führende Manager betrafen, sind längst vorbei.

Sie kommen mittlerweile bei einem Drittel der Angestellten zur Anwendung, gaben 403 Befragte Ifes kund - was aus Sicht der Gewerkschaft vielen zum finanziellen Nachteil gereicht.

Wolfgang Katzian, Chef der GPA-djp, fordert dazu nun neue gesetzliche Regelungen: All-in-Verträge gehörten künftig aufs obere Management beschränkt. Er werde dies in den nächs- ten Kollektivvertragsverhandlungen zum Thema machen und erwarte sich dazu bis Mitte 2014 Fortschritte.

Aus der Wirtschaftskammer kommt eine klare Absage. "Wir wollen hier keine Einschränkungen", sagt der Arbeitsmarktexperte Rolf Gleißner dem Standard. Er sehe darin keine Nachteile für Arbeitnehmer, die Verträge sorgten für Planungssicherheit für beide Seiten, unabhängig aller Schwan- kungen. Der Anreiz, zu viele Überstunden zu machen, falle weg. Korrekte Arbeitszeitaufzeichnung stelle sicher, dass die Beschäftigten nicht den Kürzeren zögen.

Wo Arbeit endet und Freizeit beginnt, lässt sich allerdings immer schwerer ausmachen. Mit projektbezogenen Jobs wächst die Eigenverantwortung. Ständig erreichbar und am Laufenden zu sein sei Teil der Arbeitskultur geworden, Alltag, der nicht mehr hinterfragt und von Vorgesetzten selten honoriert werde, sagt Ifes-Experte Georg Michenthaler.

Ein Drittel der Befragten gab an, dienstliche Telefonate in der Freizeit zu erledigen. Ein Viertel beantwortet an freien Tagen berufliche Mails. 22 Prozent nehmen Arbeit mit nach Hause, 25 Prozent lassen von ihr den Urlaub durchkreuzen.

Statistiken, die bei Österreichern so viel freie Zeit wie nie zuvor ausmachen, spiegeln laut Michenthaler nicht die Realität wider: Diese sei vielmehr von nie konsumierbaren hohen Beständen an Überstunden und Urlaubstagen geprägt.

Subjektiv empfinden nur wenige ständige Erreichbarkeit als Belastung. Psychologen zeichnen ein anderes Bild: Durch Überforderung und Stress im Job ausgelöste psychische Krankheiten sind im Vormarsch. (vk, DER STANDARD, 25.6.2013)