Wien - Es wäre nicht Thomas Gansch, hätte er nicht als Schlusspunkt einer gelungenen "Residence"-Saison am Wiener Konzerthaus für das berühmte Tüpfelchen auf dem "i" gesorgt: Nach den Performances im Duo mit Georg Breinschmid, von Mnozil Brass und dem Don Ellis Tribute Orchestra mit Gansch als Solist musste am Ende noch der Auftritt von Gansch & Roses folgen, der gewitzten Jazzformation des ehemaligen Vienna-Art-Orchestra-Trompeters.

Einfach nur Gansch & Roses wäre nicht genug gewesen. Ein Spezialprojekt musste her: Jahresregent Richard Wagner. Und natürlich gleich dessen größter Brocken, der "Ring". Die 16 Stunden der Tetralogie dampfte Thomas Gansch auf rund 100 Minuten und 20 ausgewählte Stationen ein: ein musikalisches "Himmelfahrtskommando", so der 37-Jährige über das Nibelung's Ring a Ding betitelte Projekt, dessen Proben einen Tag (!) vor der Premiere begannen, dessen Aufführung im zweimal ausverkauften Mozartsaal zum umjubelten Bravourakt geriet.

Gansch nähert sich Wagner in seiner für 14-köpfiges Ensemble, bestehend aus Holz- und Blechbläsern sowie Streichern (Radio String Quartet Vienna), Klavier, Schlagzeug und instrumental geführte Gesangsstimme gesetzten Bearbeitung mit Respekt und Mut: Da sind Passagen, in denen sich die Musik nahe am Original bewegt wie im Präludium zum dritten Akt von Siegfried oder in "The Storm", das die Flucht Siegmunds in der Walküre schildert: Gansch & Roses setzen diese Szene in Gestalt einer unwiderstehlich aufgebauten Steigerung um - deren Potenzial für weitere Entwicklungen leider nicht genützt wurde. Dann waren da Momente, in denen Gansch gewitzte Eingriffe vornahm: etwa als er den "Walkürenritt" in einen 24-taktigen Blues im 3/4-Metrum verwandelte und der Trompeter selbst, Posaunist Wycliffe Gordon und Saxofonist Florian Trübsbach über Second-Line-angefixte Grooves zu solistischen Exkursen starteten. Besonders die Soli des eigens aus New York eingeflogenen Gordon bedeuteten in ihrer naturereignishaften Wucht immer wieder fulminante Höhepunkte.

Ein Abend, den man gerne wieder erleben würde. CD-Fassung ausdrücklich erwünscht!  (Andreas Felber, DER STANDARD, 27.6.2013)