Wien/Klagenfurt - Eine Woche vor Start der 37. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt reißen die Wortmeldungen zu einem möglichen Aus für das traditionsreiche Wettlesen um den Ingeborg Bachmann-Preis nicht ab. Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung fordert in einer Aussendung den ORF auf, seinen Kultur- und Bildungsauftrag ernst zu nehmen und zu erfüllen: "Der ORF als öffentlich rechtlicher Rundfunk darf nicht allein der Logik der Quoten folgen und hat die Fülle und Vielfalt des Kunstschaffens sichtbar zu machen."

Die IG Autorinnen Autoren Wien und Kärnten warnt indes: "Hände weg von den Kunst-, Kultur- und Literaturförderungsmitteln des Landes Kärnten und der Stadt Klagenfurt!" Eine Rettung des Bachmann-Preises "darf auf keinen Fall zu Lasten der Landesliteraturförderungsmittel in Kärnten bzw. der Stadt Klagenfurt geschehen, die ohnehin dringend einer größeren Aufstockung bedürfen", heißt es.

"Vielleicht bietet sich ja eine Kooperation mit dem deutlich mehr an Literatur Interesse zeigenden Sender 'Servus TV' von Dietrich Mateschitz an", so die Autorenvertretung in einer Aussendung. Gegen "die Finanzierung durch jemand anderen als den ORF" sei "dann nichts zu sagen, wenn diese Finanzierung durch einen Wirtschaftspartner und nicht durch die öffentliche Hand erfolgt".

Angebot aus der Privatwirtschaft

Und tatsächlich liegt seit Mittwochnachmittag ein öffentlich gemachtes "Rettungsangebot" aus der Privatwirtschaft vor. Der in Waidhofen an der Thaya ansässige Bio-Wodka-Produzent "norderd" "bietet für das Jahr 2014 die Ausrichtung des Ingeborg Bachmann-Preises an", hieß es in einer Aussendung. "Die Höhe der Preisgelder für die Autorinnen und Autoren sowie die Honorare der Jurorinnen und Juroren wird hierbei selbstverständlich beibehalten und sichergestellt - die Übertragungsrechte für die Veranstaltung werden kostenlos an engagierte Privatsender vergeben."

Es handle sich bei "norderd" um "ein völlig ehrliches Produkt" und bei der am Mittwoch von Unternehmenschef Hans Ackerl "spontan" geborenen Idee "um ein ernst gemeintes Angebot", versicherte der aus Kärnten stammende zuständige PR-Verantwortliche Wilfried Oschischnig auf Anfrage: "Uns ist klar, dass man darüber Witze machen kann. Aber der wesentlich schlechtere Witz ist die Ankündigung des ORF, sich aus der Finanzierung des Bachmann-Preises zurückzuziehen."

Man habe nach der Idee des "kulturaffinen Chefs" am Mittwoch bis in den späten Abend Telefonate geführt und sei durchaus in der Lage, den notwendigen finanziellen Beitrag - im ORF spricht man von Kosten in der Höhe von 350.000 Euro - zu leisten, so Oschischnig. Am Zug sei vorläufig aber der ORF. Aber "norderd" werde in den kommenden Tage ein Konzept entwickeln, mit dem man im Fall der Fälle in nähere Gespräche eintreten könne.   (APA, 27.6.2013)