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Der Boom im Bau wurde in China mit billigem Geld finanziert. Jetzt bleiben Gemeinden auf den Kosten sitzen.

Foto: epa/young hwee how

Schanghai - Die chinesischen Banken sind nach den jüngsten Turbulenzen am Geldmarkt bei der Kreditvergabe offenbar restriktiver geworden. Einige Filialen führender Geldhäuser würden die Neuvergabe von Darlehen an Firmen und Privatpersonen einstellen beziehungsweise die Kriterien verschärfen, berichteten mehrere chinesische Medien. Die China Construction Bank, die Nummer zwei des Landes, betonte hingegen, die Vergabe von Krediten an Kunden oder andere Institute sei nicht eingestellt worden.

Höhere Refinanzierungskosten

In Summe beruhigt sich die Lage in China nun etwas. Zuletzt war die Angst groß, dass das Land in eine Finanzkrise taumelt. Die Zinsen, die Banken verlangen, wenn sie anderen Instituten kurzfristig Geld leihen, fielen den fünften Tag in Folge. Sie liegen aber immer noch klar über dem langjährigen Durchschnitt. In der vergangenen Woche waren die Zinsen am Interbankenmarkt wie berichtet zeitweise auf extrem ungewöhnliche Werte von mehr als 25 Prozent geschnellt, was Erinnerungen an den Vertrauensschwund nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 weckte.

Aus Sicht der Analysten der US-Bank JPMorgan werden die Interbanken- Zinsen in China zwar weiter fallen, nicht aber unter das Niveau von vor den jüngsten Turbulenzen. Die dann höheren Refinanzierungskosten dürften die Banken auf die Kunden abwälzen. Das könnte die ohnehin schwächelnde Wirtschaft in der Volksrepublik weiter belasten.

Geisterstädte

Das bisher billige Geld der Banken hat in China auch dazu geführt, dass die Stadtväter völlig neue Viertel hochgezogen haben. Gebiete, in die viel investiert wurde und wo der Zuzug jetzt ausbleibt. Wohnungen stehen leer, Straßen werden kaum befahren. So geschehen ist das etwa in der Stadt Ordos in der Inneren Mongolei, berichtet das Handelsblatt.

Die Folge: Die Stadt bleibt auf dem Kredit samt Zinsen sitzen. Dem Budget (Jänner bis Mai) von 70 Mrd. Yuan (8,7 Mrd. Euro) stehen Ausgaben von 120 Mrd. Yuan gegenüber, Beamte erhalten ihre Gehälter bereits zeitverzögert.

Laut Handelsblatt stehen in China immer mehr Provinzen und Gemeinden vor der Pleite. Die Ratingagentur Fitch schätzt die Verschuldung der Gemeinden auf 13 Billionen Yuan (1600 Mrd. Euro). Das sei nur eine grobe Schätzung. Die Rating-Experten vermuten noch viele versteckte Verbindlichkeiten, überall fehle es an Transparenz. (Reuters, bpf, DER STANDARD, 28.6.2013)