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George North mit Ball und Israel Folau.

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Eng war's in Melbourne...

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Auch die Security kennt das Geschäft.

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Wer sich am Ende die Serie schnappt, bleibt offen.

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Melbourne - Australiens Rugby-Nationalteam hat am Samstag mit einem 16:15-Erfolg im Docklands Stadium von Melbourne in der Vergleichsserie mit den British and Irish Lions zum 1:1 ausgeglichen. Damit muss die dritte Auseinandersetzung in einer Woche in Sydney über den Sieger in der Auseinandersetzung der Hemisphären entscheiden.

Wie schon beim hochklassigen ersten Spiel, als die tourende Allstar-Truppe von den britischen Inseln in Brisbane mit 23:21 am Ende das glücklichere Team war, verdichtete sich auch diesmal das Geschehen im Finish auf eine letzte entscheidende Aktion. Lions-Fullback Leigh Halfpenny hätte mit seinem sechsten verwandelten Penalty alles noch zugunsten seines Lagers drehen können. Doch der Kick des Walisers aus einer Entfernung von 53 Metern geriet zu kurz. In genau derselben Situation war im ersten Test der Australier Kurtley Beale im Anlauf ausgerutscht und ebenso gescheitert.

Kleines Einmaleins ganz groß

So reichte den Wallabies ein später Try durch Adam Ashley-Cooper und drei verwandelte Penalties von Christian Leali'ifano doch zum verdient erkämpften Gleichstand. Die Lions, die sich alle vier Jahre alternierend mit ihren traditionellen Rivalen Südafrika, Neuseeland und Australien messen,  müssen um ihre erste siegreich absolvierte Testserie seit 16 Jahren nun wieder bangen.

Rasch war unter dem geschlossenen Stadiondach klar geworden, dass das zweite Aufeinandertreffen nicht an die Klasse des ersten heranreichen würde. Beide Teams hatten große Schwierigkeiten Räume zu kreieren - keines fand die Formel, um hochkonzentriert arbeitende Defensivformationen zu entschlüsseln. Daran konnte auch Tommy Bowe nichts ändern, der gerade aufgrund seines Talents ebendies zu tun, in die Startformation der Lions aufgenommen worden war. Die Mitte war dicht, die Flügel konnten kaum einmal erfolgversprechend eingesetzt werden. Nach wenigen Zehntelsekunden sah sich der jeweiligen Ballführer mindestens zwei riesigen Muskelpaketen gegenüber, die sich ihm wie lebende Mühlsteine an den Hals (oder sonstige Körperpartien) schmissen. Und mit einer solchen Hypothek lässt es sich eben äußerst schlecht Meter machen.

So, oder anders

Da sich zwei ebenbürtige Gegner also gekonnt neutralisierten, erlangten die Standardsituationen (Scrum, Lineout, Penalty-Kicking) überragende Relevanz. Und gerade auch bei letzterem waren die Wallabies viel besser aufgestellt als vor einer Woche. Da hatte James O'Connor gleich seine ersten drei Versuche verhaut, während der junge Leali'ifano in seinem erst zweiten Spiel für das Nationalteam keinerlei Nerven zeigte. In Brisbane hatte er nach weniger als einer Minute noch verletzt das Spielfeld verlassen müssen.

Und auch im Scrum, der traditionell eher nicht zu ihren Stärken zählt, brachten die Wallabies die Rothemden ein ums andere Mal in Bedrängnis. Der unerfahrene Engländer Mako Vunipola wurde als Schwachpunkt ausgemacht und immer wieder unter Druck gesetzt. Da der südafrikanische Referee Craig Joubert andererseits im Kampf um den Ball auch immer wieder zugunsten der Lions einschritt, entwickelte sich über weite Strecken der 80 Minuten ein von den unvorhersehbaren Entscheidungen des Schiedsrichters orchestriertes Wettkicken. 

Halfpenny (und damit die Lions), hatten bis zur Halbzeit hier die Nase vorn. Denn der 24-Jährige erschien - wie schon im gesamten bisherigen Verlauf der Tournee - als die Gelassenheit selbst. Die wahrlich diffizile Aufgabe, einen widerspenstigen Racker in Eiform vor vollem Haus aus allen möglichen (und unmöglichen) Winkeln zwischen Malstangen zu befördern, schien für ihn bloße Formalität. So stand's nach 40 Minuten 12:9 für die Touristen. Es war klar: Die einfachen (aber nicht unbedingt leichten) Dinge mussten stimmen. Das Team mit der geringeren Fehlerquote würde letztlich das bessere Ende für sich haben.

Aus der Komfort-Zone gezwungen

Nach Wiederbeginn suchten die Australier die Entscheidung. Mit dem Rücken zur Wand stehend, zwangen sie die Lions zunehmend in den Rückwärtsgang. Doch genau in dieser Drangphase des Gegners konnte Halfpenny deren Vorsprung auf 15:9 ausbauen (63.) - eigentlich ein psychologisches Knockout. Zusätzlich hatte kurz davor Kapitän George North eine unmissverständliche Absichtserklärung der physischen Art abgegeben, als er zusätzlich zum Ball auch noch (den erneut immens gefährlichen) australischen Fügel Israel Folau ein paar Meter mitschleppte. Folau hatte den Waliser getacklet, war von diesem aber wie ein kleines Kind hochgehoben worden. Eine unglaubliche Szene.

Die Wallabies aber zeigten jetzt, aus welchem Holz sie geschnitzt waren. Sie ließen einfach nicht locker, immer tiefer wurden die zur Befreiung mittlerweile völlig unfähigen Lions zurückgedrängt. Schließlich erkannte Will Genia eine ausgedünnte Verteidigungslinie auf der linken Seite, O'Connor transportierte den Ball zu Ashley-Cooper - und nach 75 Minuten war der erste und einzige Try des Spiels Realität. Leali'ifano zitterte und zagte natürlich auch jetzt nicht - und nach seiner staubtrockenen Conversion führten die Australier zum ersten Mal seit der 24. Minuten wieder. 16:15 - die Fans mussten mit dem nächsten Herzschlagfinale fertig werden. Tja. What goes around comes around, sagt der Brite (und wohl auch der Australier). Fortsetzung nächste Woche. (Michael Robausch, derStandard.at - 29.6. 2013)

ERGEBNIS, zweiterTest:

Australien - British and Irish Lions 16:15 (9:12). Melbourne, Docklands Stadium (56,771).

Australien - Tries: Adam Ashley-Cooper; Conversion: Christian Leali'ifano; Penalties: Leali'ifano (3)

Lions - Penalties: Leigh Halfpenny (5)

Australien - 15-Kurtley Beale, 14-Israel Folau, 13-Adam Ashley-Cooper, 12-Christian Leali'ifano, 11-Joe Tomane, 10-James O'Connor, 9-Will Genia, 8-Wycliff Palu, 7-Michael Hooper, 6-Ben Mowen, 5-James Horwill (captain), 4-Kane Douglas, 3-Ben Alexander, 2-Stephen Moore, 1-Benn Robinson

Ersatz: 16-Saia Fainga'a, 17-James Slipper, 18-Sekope Kepu, 19-Rob Simmons, 20-Liam Gill, 21-Nick Phipps, 22-Rob Horne, 23-Jesse Mogg.

Lions: 15-Leigh Halfpenny (Wales), 14-Tommy Bowe (Irland), 13-Brian O'Driscoll (Irland), 12-Jonathan Davies (Wales), 11-George North (Wales), 10-Jonathan Sexton (Irland), 9-Ben Youngs (England, 8-Jamie Heaslip (Irland), 7-Sam Warburton (Wales), 6-Dan Lydiate (Wales), 5-Geoff Parling (England), 4-Alun Wyn Jones (Wales), 3-Adam Jones (Wales), 2-Tom Youngs (England), 1-Mako Vunipola (England).

Ersatz - 16-Richard Hibbard (Wales), 17-Ryan Grant (Schottland), 18-Dan Cole (England), 19-Tom Croft (England), 20-Sean O'Brien (Irland), 21-Conor Murray (Irland), 22-Owen Farrell (England), 23-Alex Cuthbert (Wales)

Referee: Craig Joubert (Südafrika)