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Ein witziger Kommunikator, ein virtuoser Perkussionist: der Inder Trilok Gurtu beim Jazzfest Wien.

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Wien - Was an Arbeitsgerät vor dem (auf dem Boden) Sitzenden aufgebaut ist, dient der musikalischen Weltumarmung: Trilok Gurtu wechselt ganz selbstverständlich zwischen den Tablas, den indischen Schlaginstrumenten, und dem Jazz zugehörigen Elementen (Becken, Hi-Hat, Snaredrums). Und wo er unbegleitet agiert, taucht er im Wasserkübel hallfähiges Schlagwerk ein, um es abzuklopfen. Exotische Natureffekte ergibt das. Der Inder ist solo ein tiefsinniges Klangensemble.

Gurtus Band aber ist im Porgy & Bess eindeutig jazzig besetzt: Trompete, Klavier und E-Bass kümmern sich in der Regel auch um Material, das ein bisschen an Joe Zawinuls Weather Report erinnert - an die Fusion-Zeit also. Da sind diese langen komplexen Melodiebögen, die Virtuosität beanspruchen. Und auch der Groove verweist auf die 1970er-Jahre. Wobei: Mit seinen Breaks, bei denen er Phasen zugleich singt und sie den Tablas entlockt, bringt Gurtu wiederum ganz individuelle Farben ein. Und immer ist - während des Dialogs mit der Band - ein spontaner Ausflug zur rhythmischen Komplexität möglich, die es nur in Indien zu erlernen gibt.

Zur Weltumarmung gehört auch das Repertoire: Es wird Dizzy Gillespies afrokubanischer Klassiker Manteca hitzig zelebriert; und an anderer Stelle imaginiert Komponist Gurtu, wie es geklungen haben könnte, wäre Trompeter Miles Davis von der indischen Filmindustrie, von Bollywood, als Komponist engagiert worden. Lustig. Aber nicht so lustig wie Parodist Gurtu, wenn er bei Ansagen Grantler Miles Davis nachahmt. Man lasse sich jedoch nicht täuschen. Solch verbale Zwischenspiele sind nur trojanische Humorpferdchen, in denen weitere rhythmisch anspruchsvolle Musikkostbarkeiten lauern. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 1.7.2013)