Nach der Jahrhundertflut steigt im Eferdinger Becken jetzt vor allem die Wut. Wurde der Vorwurf mancher Bürgermeister, man habe ihre Ortschaften "bewusst absaufen lassen", anfangs noch milde belächelt und vom Kraftwerksbetreiber Verbund in aller Schärfe zurückgewiesen, so hat sich genau dieser Verdacht jetzt bestätigt. "Schleusen auf, Land unter" ist offenbar eine rechtlich gedeckte Notfallmaßnahme - verankert in der sogenannten Wehrbetriebsordnung für Donaukraftwerke.

Das Problem dabei: In den angrenzenden Ortschaften hat das bis zur jüngsten Katastrophe niemand gewusst. Man fand es weder nach dem Hochwasser 2002 noch in den Tagen der jüngsten Flut der Mühe wert, die Bevölkerung zu informieren. Mitbekommen haben es jetzt dennoch alle: vor allem aber jene, die völlig unvorbereitet und in Todesangst vor den plötzlich hereinbrechenden Wassermassen auf ihre Hausdächer flüchten mussten.

Der Verbund habe "nach Vorschrift" gehandelt, sei aber für eine Evakuierung "nicht zuständig", der Krisenstab des Landes habe "nach Vorschrift" gehandelt, man sei aber eben vom Verbund nicht ausreichend informiert worden. Also alles gut? Mitnichten. Das Wasser steht jetzt den politisch Verantwortlichen bis zum Hals. Das Krisenmanagement hat auf voller Länge versagt, und die Betroffenen wollen konkrete Antworten. Die Stunden der Gummistiefel-Politik sind vorbei, es braucht Momente der Ehrlichkeit. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 1.7.2013)