Kommt bei einem Einsatz das Rote Kreuz, muss in der Steiermark die Fahrt von den Patienten vorfinanziert werden.

Foto: Rotes Kreuz

Graz - 38 Euro hin und retour: Das war vielen Patienten doch zu viel. Da baten sie lieber Verwandte um eine Mitfahrgelegenheit, benutzten Taxis oder die Öffis, um zum Facharzt oder in die Spitalsambulanz zu fahren.

Seit Wochenbeginn, seitdem die Fahrten mit dem steirischen Roten Kreuz wegen des Tarifstreites mit der Gebietskrankenkasse (GKK) von Patienten vorfinanziert und obendrein 38 Euro Selbstbehalt bezahlt werden müssen, hat das Rote Kreuz 30 Prozent weniger Krankentransporte durchgeführt.

Wenn der Trend so anhalte, müsse das Rote Kreuz personelle Konsequenzen ziehen, sagte der steirische Rotkreuz-Geschäftsführer, Andreas Jaklitsch, am Montag im Gespräch mit dem Standard. Was nun konkret bedeute: "Wenn wir diese Dienstleistung des Krankentransportes nicht mehr in diesem Ausmaß wie bisher machen können, müssen wir uns im schlimmsten Fall von 30 Prozent unserer 550 fix angestellten Mitarbeiter trennen." Es sei denn, die Gebietskrankenkasse lenke ein. Davon kann aber momentan noch keine Rede sein, zu weit liegen die Vorstellungen, wie viel in der Steiermark für den Krankentransport gezahlt wird, auseinander.

Keine Preisanpassung

Jaklitsch vom Roten Kreuz argumentiert, seine Organisation habe bereits jahrelang erfolglos um wenigstens eine normale Tarifanpassung verhandelt. Seit 1999 sei der Preis nicht angepasst worden. Fazit: Das Rote Kreuz verbuche im Bereich der Krankentransporte einen Abgang in der Höhe von vier Millionen Euro. Allein die Spritpreise hätten sich im Zeitraum mehr als verdoppelt.

Eine Forderung von plus 19,5 Prozent liege auf dem Tisch, ein Angebot, das am Montag zumindest von der Pensionsversicherungsanstalt angenommen worden sei, sagte Jaklitsch. Die GKK liegt mit ihrem Angebot bei drei bis vier Prozent. Dort argumentiert GKK-Obmann Josef Pesserl, die Kasse zahle ohnehin schon jetzt das Dreifache dessen, wofür sie zuständig sei. Zudem erhalte das Rote Kreuz auch den "Rettungseuro" in der Höhe von gut zehn Millionen Euro, den etwa andere Organisationen wie das Grüne Kreuz oder der Arbeitersamariterbund nicht bekämen. "Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun", entgegnet Andreas Jaklitsch. Der Rettungseuro sei für die besonderen Einsätze definiert und habe mit den normalen Krankentransporten nichts zu tun.

Betroffen vom momentan vertragslosen Zustand sind an sich alle Rotkreuz-Fahrten. Jeder transportierte Patient erhält vom Roten Kreuz eine Rechnung, die er bei der Gebietskrankenkasse einreichen kann. Er bekommt allerdings nur den alten Tarif rückvergütet. Es verbleibt ein Selbstbehalt. (Walter Müller, DER STANDARD, 2.7.2013)