Wien - "Kunst ist zur Geschmacksfrage verkommen", sagt das Künstlerduo Oellinger/Rainer. Für ihr Projekt crunshed: Conversation Series Part I: ____ /1327 stellten Hannah Rosa Oellinger und Manfred Rainer, die beide an der Wiener Universität für angewandte Kunst studieren, einen Wohnwagen im Hof der Hochschule auf einem Baugerüst ab. Dort sprachen die Studenten der Bühnen- und Filmgestaltung mit Mitstudierenden unter anderem darüber, wie man in Zeiten zunehmender Individualisierung zueinander steht, ob und wie man über die eigenen Arbeiten redet, ob man sich gegenseitig kritisiert oder bloß wohlwollend versteht.

Für die aktuelle Jahresausstellung der Angewandten - The Essence 13 - im Wiener Künstlerhaus wurde aus dem Konservationsstück eine Installation. Sie besteht aus dem Wohnwagen - nun allerdings in verschrotteten Zustand - und einem Video, das die Wortbeiträge jener Studenten und Studentinnen zeigt, die harte, aber fundierte Kritik äußern. "Wenn es einen Erkenntnisgewinn gibt, dann ist dieser nur für euch selbst da", sagt etwa einer der Befragten. Die Arbeit sei "für die Katz'". Das kann man auch anders sehen, immerhin stellt sie eine nicht unwichtige Frage: Wie rezipieren wir eigentlich Kunst?

Karina Mendreczky studiert Grafik und Druckgrafik. Ihr Pendeln zwischen Ungarn und Österreich führt die junge Künstlerin regelmäßig an Wäldern entlang. Mit dem Objekt Forest Transparency wollte sie die Betrachter "ihren Wald" nachempfinden lassen. Bilder von sich sachte im Wind wiegenden Bäumen werden auf einen Kubus aus bedrucktem Acrylglas projiziert; man hört leises Rauschen. Im Würfel selbst finden sich Miniaturbäume aus Papier.

Ein Setting, das nicht nur unmittelbar Erinnerungen an eigene Erlebnisse in und mit dem Wald weckt - es zeigt auch, dass Natur beziehungsweise deren Erfahrung nicht reproduzierbar ist. Und dass Natur als das vermeintlich Unberührte immer wieder als Projektionsfläche herhalten muss.

Werden hier Fragen nach echter und vermittelter Natur, nach Natur- und Kunstschönem aufgeworfen, interveniert ein Projekt der Studienrichtung Kunst und kommunikative Praxis (entwickelt von Lehrenden und Studierenden) so dezidiert politisch wie störend: Sieben Staubsaugerroboter kurven auf dem Boden herum. "Achtung. Bewegliche Subjekte können Ihre Bewegung einschränken. Und das nicht nur in diesem Raum", warnt ein Schild.

Beklebt sind die Roboter u. a. mit den Konterfeis bekannter Politiker, über Lautsprecher verbreiten sie deren Statements zur Bildungspolitik. Die Saugapparate nehmen keine Rücksicht auf Besucher; kreuzen sich ihre Wege, knallen sie ihnen an die Füße. Ignorieren ist unmöglich. So wie im Wohnwagen, geht es auch hier um das Aufbrechen der Vereinzelung. Statt nur Leistungsschau und Bühne für Individuen zu sein, wird die Essence durch die Roboter buchstäblich zum Parkett für ein Thema, das für alle relevant ist: "Ihr steckt das Geld in Banken statt in Bildung?!", brüllt ein erboster Donald Duck auf einer der Maschinen. "Jetzt aber pronto!! Her mit dem Zaster, her mit der Marie!!!" (Andrea Heinz, DER STANDARD, 3.7.2013)