Die Schuldigen an der Dayli-Krise hat Rudolf Haberleitner rasch bei der Hand: Politik, Gewerkschaft, Banken, Medien. Doch der Eigentümer der Drogeriekette hat die Chance, einen mittelständischen Betrieb in einem hoch konzentrierten Markt als Nahversorger zu erhalten, selbst verspielt. Fern jeder betriebswirtschaftlichen Logik waren seine Ideen, aus den Schlecker-Filialen einen börsennotierten europäischen Handelsriesen zu formen.

Haberleitner zelebrierte Ankündigungspolitik, warf mit bombastischen, sich beinahe täglich ändernden Zahlen um sich. Businesspläne, mit denen er um Geldgeber warb, erinnerten selbige an Luftschlösser. Kritikern drohte er reihenweise mit Klagen. Seinen Geschäftspartnern blieb er Transparenz über die tatsächliche Finanzlage schuldig.

Dass er nun eine Million Euro an italienische Betrüger verloren haben soll, ist fast schon wieder originell. Für Mitarbeiter und Lieferanten, die um ihr Geld bangen, muss die bizarre Raubersgeschichte aus Udine zynisch klingen. Sie warten auf Gehälter und Saldierung der Rechnungen, während sich der weltgewandte Geschäftsmann einen Geldkoffer, gefüllt mit einer Million, abnehmen lassen haben soll.

Investiere eine Million, und du bekommst 25 Millionen Euro retour - auf diesen uralten Trick fallen nicht einmal naive Glücksritter mehr herein. Schon gar nicht Leute, die Jahrzehnte an Sanierungserfahrung haben wollen. Ausbaden müssen dies wieder einmal die Mitarbeiter. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 3.7.2013)